Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A133
DOI: 10.1055/s-0031-1278136

Die biologische Rolle des Adhäsionsmoleküls ALCAM in Mammakarzinom-Zelllinien und Tumoren

K Milde-Langosch 1, S Hein 1, H Wikman 2, N Köhler 1, M Ihnen 1, S Riethdorf 2, F Jänicke 1, K Pantel 2, V Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitäts-Klinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Tumorbiologie, Hamburg, Deutschland

Zielsetzung:

Das Adhäsionsmolekül ALCAM wird in vielen Mammakarzinomen exprimiert, die bisherigen Ergebnisse über seine prognostische Rolle sind jedoch widersprüchlich. Aus diesem Grund haben wir die biologischen Effekte erhöhter ALCAM-Expression in 2 Mammakarzinom-Zelllinien experimentell untersucht.

Materialien und Methoden: Mithilfe stabiler Transfektionen wurden MCF7-Klone mit erhöhter und MDA-MB231-Klone mit erniedrigter ALCAM-Expression generiert und durch funktionelle Tests sowie cDNA microarrays charakterisiert. Parallel wurde eine immunhistochemische Untersuchung der ALCAM-Expression in 347 Mammakarzinomen durchgeführt.

Ergebnisse: In beiden Zelllinien war hohe ALCAM-Expression mit geringer Motilität und verstärkter Apoptose-Neigung der Zellen assoziiert. In MDA-MB231 führte die ALCAM-Herabregulation jedoch auch zu geringerer Invasivität durch Matrigel-Membranen und erniedrigter VEGF-Sekretion. Unter den Genen, die in den Klonen mit veränderter ALCAM-Expression differentiell reguliert wurden, gab es eine Überlappung von 15 Genen, die in beiden Zelllinien identifiziert und auf Proteinebene validiert wurden, darunter Cathepsin D, Keratin 7, Gelsolin und Ets2. In den untersuchten Mammakarzinomen korrelierte ALCAM signifikant mit positivem Östrogenrezeptor-Status. Sehr starke ALCAM-Expression war außerdem mit positivem Lymphknotenstatus und dem Nachweis von disseminierten Tumorzellen (DTCs) im Knochenmark assoziiert. In der Kaplan-Meier-Analyse ging starke ALCAM-Expression mit verkürzter Rezidivfreiheit (p=0,048) und Gesamtüberleben (p=0,003) einher.

Zusammenfassung: Diese Ergebnisse weisen auf eine sehr komplexe Rolle des Adhäsionsmoleküls ALCAM hin: Während sein Einfluss auf die Motilität und Apoptose-Neigung in beiden Zelllinien eher prognostisch günstig sein sollte, geht hohe ALCAM-Expression in MDA-MB231-Zellen auch mit verstärkter Invasivität und erhöhter VEGF-Expression, d.h. Angiogenese einher. Diese Ergebnisse bieten möglicherweise eine Erklärung für die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse in Bezug auf den prognostischen Einfluss von ALCAM in Mammakarzinomen.