Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A132
DOI: 10.1055/s-0031-1278135

Stellenwert der Strahlentherapie beim Mammakarzinom des Mannes

O Micke 1, K Schönekaes 2, R Mücke 3, F Degenhardt 4, HT Eich 5, U Schäfer 3, N Willich 6
  • 1Franziskus Hospital, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Bielefeld, Deutschland
  • 2Radiologisches Versorgungszentrum, Strahlentherapie, Minden-Löhne, Deutschland
  • 3Klinikum Lippe, Klinik für Strahlentherapie, Lemgo, Deutschland
  • 4Franziskus Hospital, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brustzentrum Bielefeld-Herford, Bielefeld, Deutschland
  • 5Klinikum der Universität zu Köln, Klinik für Strahlentherapie, Köln, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie – Radioonkologie, Münster, Deutschland

Zielsetzung:

Der Brustkrebs des Mannes ist mit weniger als 1% aller primären Mammakarzinome eine sehr seltene Erkrankung. In Deutschland ist mit weniger als 400 Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen. Die multimodale Therapie erfolgt im Wesentlichen in Analogie zur Frau. Insbesondere zur Strahlentherapie liegen nur wenige, kleinere retrospektive Arbeiten vor. Daher wurden in einer retrospektiven Kohortenstudie kooperierender Zentren die Ergebnisse der postoperativen Strahlentherapie ausgewertet.

Materialien und Methoden: Patientendaten der letzten 45 Jahre aus 5 Zentren wurden hinsichtlich klinischer Angaben, Behandlungskonzepten und Ergebnissen evaluiert. Insgesamt konnten 51 Patienten ermittelt werden, die eine postoperative, adjuvante Strahlentherapie erhalten hatten. Die mediane Gesamtdosis betrug 50Gy. Alle Patienten hatten eine chirurgische Resektion (Mastektomie) als Primärtherapie. Zusätzlich hatten 48 Patienten eine Axilladissektion oder eine Sentinel-Node-Biopsie (n=6). Es ergaben sich die folgenden T-Stadien. T1: 10; T2: 14; T3 13; T4: 14. 26 (51%) Patienten hatten eine axilläre, 3 eine parasternale Lymphknotenmestastasierung. Zusätzlich erhielten 25 (49,2%) Patienten eine adjuvante Chemotherapie, 19 (37,2%) eine Hormontherapie.

Ergebnisse: Nach eine medianen Follow-up von >8 Jahren erlitten 3/51 (5,9%) ein lokoregionäres Rezidiv. 18 (35,3%) entwickelten Fernmetastasen. Das aktuarische Gesamtüberleben nach 5- und 10-Jahren betrug 78% und 64%, das krankheitsfreie Überleben nach 5- und 10-Jahren 73% und 58%. Den größten prognostischen Einfluss hatte der Lymphknotenstatus. Die Nebenwirkungen der Strahlentherapie waren gering und tolerabel.

Zusammenfassung: Die lokale postoperative Strahlentherapie ist effektive Maßnahme zur Verbesserung lokalen Kontrolle beim Mammakarzinom des Mannes. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit dem, was von der Behandlung von Frauen bekannt ist, bei allerdings höherem primärem Tumorstadium.