Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A109
DOI: 10.1055/s-0031-1278111

Klinische Bedeutung von apoptotischen Tumorzellen bei primären Mammakarzinompatientinnen vor und nach Chemotherapie

N Krawczyk 1, M Banys 1, G Milanova 1, S Becker 1, D Wallwiener 1, T Fehm 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Einleitung:

Ein hoher Anteil apoptotischer Zellen im Primärtumor ist bei Mammmakarzinom mit einer ungünstigen Prognose assoziiert. Gleichzeitig stellt die Apoptoseinduktion einen der Hauptwirkungsmechanismen systemischer Chemotherapien dar. Dieses Phänomen kann nicht nur im Primärtumor, sondern auch bei disseminierten Tumorzellen (DTZ) beobachtet werden. Ziel dieser Arbeit war es, die Inzidenz und die Bedeutung apoptotischer Tumorzellen im Knochenmark (KM) von primär operierten und neoadjuvant behandelten Mammakarzinompatientinnen zu untersuchen.

Methoden:

261 primäre Mammakarzinompatientinnen wurden in die Studie aufgenommen. 186 wurden primär operiert, 75 erhielten neoadjuvante Chemotherapie. Die Knochenmarksaspirate wurden intraoperativ gewonnen und mittels M30-Antikörper immunzytochemisch auf apoptotische DTZ hin untersucht. Nach einem medianen Follow-up von 25 Monaten wurden die Überlebensdaten ausgewertet.

Ergebnisse:

Bei 50 von 186 (27%) primär operierten und 34 von 75 (45%) neoadjuvant behandelten Patientinnen konnten M30-positive Zellen im KM nachgewiesen werden. Die Inzidenz apoptotischer Tumorzellen war bei Patientinnen mit kompletter/partieller Tumorremission signifikant höher als bei Patientinnen mit stabilem Krankheitsverlauf/Krankheitsprogress (65% und 49% vs. 31% und 0%). Der M30-positive KM-Status war in der Gruppe der neoadjuvant behandelten Patientinnen mit einem verbesserten rezidivfreien Intervall assoziiert (3/34 (9%) vs. 9/41 (22%) der Ereignisse). Im primär operierten Kollektiv hat sich der Nachweis apoptotischer DTZ als prognostisch ungünstig erwiesen (8/50 (16%) vs. 9/136 (7%) der Ereignisse).

Schlussfolgerungen:

(1) Apoptotische DTZ im KM von Mammmakarzinompatientinnen können sowohl vor als auch nach der systemischen Therapie nachgewiesen werden.

(2) Die Anwesenheit apoptotischer DTZ im KM von Patientinnen mit Mammakarzinom spiegelt die Antwort auf primäre Chemotherapie wider.

(3) Spontane und durch Chemotherapie induzierte Apoptose können möglicherweise unterschiedliche prognostische Bedeutung haben.