Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A60
DOI: 10.1055/s-0031-1278062

„Erst Krebs, dann Jobverlust„ – ein überschätztes Problem

K Große Lackmann 1, H Ludwig 1, S Paepke 1, M Kiechle 1
  • 1Frauenklinik rechts der Isar der TU München, Interdisz. Brustzentrum, München, Deutschland

Nach einer Metaanalyse niederländischer Psychologen muss sich jeder zweite Krebspatient nach Abschluss der Therapie mit beruflichen Veränderungen auseinandersetzen.

In der Frauenklinik rechts der Isar wurden 12 Monate lang Nachsorgepatientinnen befragt, die an einem Karzinom erkrankt waren, wie ihre berufliche Situation vor und nach der Primärtherapie ausgesehen hat.

Im Zeitraum von Oktober 2009 bis September 2010 wurden insgesamt 284 Fragebögen ausgehändigt. Davon waren 62%in einem Beschäftigungsverhältnis.

Insgesamt sind 59% der Patientinnen im arbeitsfähigen Alter nach Abschluss der Therapie an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. 17% reduzierten ihre Arbeitstätigkeit. 2% haben ihre Arbeitsstelle verloren, 6% wurden vorzeitig berentet und weitere 2% wechselten nach der Therapie ihre Arbeitsstelle auf eigenen Wunsch.

76% der Karzinompatientinnen im arbeitsfähigen Alter kehrten nach der Therapie eines Mamma- bzw. gynäkologischen Karzinoms zurück in das Arbeitsleben. Dies stellt mit der nationalen und internationalen Literatur einen überdurchschnittlich hohen Anteil dar.

8% unserer Patientinnen haben ihre Arbeitsstelle verloren bzw. wurden vorzeitig berentet. In Norwegen wurde 2008 in einer Arbeit des Norwegischen Tumorregister gezeigt, dass von 34.000 erkrankten Frauen an Krebs im Alter von 40-59 Jahren 25-30% nicht mehr ins Berufsleben zurückgegangen sind.

Im Vergleich dazu gibt es in Deutschland einen Literaturüberblick mit 64 internationalen Artikeln, die zwischen 2000 und 2009 publiziert wurden und zeigten, dass durchschnittlich 63,5% aller Krebspat. an den Arbeitsplatz zurückkehren oder eine neue Arbeit aufnehmen.

2002 wertete das Clinical Center, Michigan State University, 253 Beobachtungsstudien in Bezug auf Beschäftigungsstrukturen bei Karzinompatienten aus. Hier waren 67% der Erkrankten nach der Therapie in einem Arbeitsverhältnis.