Handchir Mikrochir Plast Chir 2011; 43 - A06
DOI: 10.1055/s-0031-1277656

Biomatrices in der Ästhetischen Gesichtschirurgie: Die laminare Korrektur von Tränenrinne und Lid/Cheek Junction

W Meyer 1, R Schopf 2, H Menke 1
  • 1Klinikum Offenbach, Plastische Chirurgie, Offenbach, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin, Dermatologie, Mainz, Deutschland

Einleitung: Eine akzentuierte Tränenrinne, der deutlich sichtbare Übergang zwischen Unterlid- und Wangenregion („Lid/Cheek Junction„) sowie eine verstärkte Faltenbildung markieren den Alterungsprozess im oberen Mittelgesicht. Das antomische Korrelat dieser degenerativen Profilveränderungen liegt in der kutanen und subkutanen Ebene (Haddock, Thorne et al., Plast Reconstr Surg. 2009). Eine physiologische Korrektur ist daher in der oberflächennahen subkutanen Ebene anzusetzen. Wir berichten über den subkutanen Einsatz einer Kollagen-Elastin-Matrix zum Profilausgleich in der Unterlid- und oberen Mittelgesichtsregion. Biomatrices zur Regeneration von Körpergewebe werden zunehmend bei plastisch-rekonstruktiven und ästhetischen Eingriffen eingesetzt. Ausgangsmaterial dieser biologisch abbaubaren Matrices sind synthetische oder natürliche Polymere, die nach Implantation als Gerüstsubstanz für die Neubildung körpereigenen Gewebes dienen und den Wundheilungsprozess spezifisch beeinflussen.

Material und Methoden: Im Rahmen klinischer prospektiver Studien wurde eine Kollagen-Elastin-Matrix über einen subciliaren Zugang nach großflächiger Mobilisierung der Haut subkutan im infraorbitalen Bereich bei bisher 33 Patienten eingesetzt. Indikationen waren typische altersdegenerativen Veränderungen wie ausgeprägte, über den Orbitarand nach kaudal reichende Dermatochalasis, verstärkte Tränenrinne und auffällige „Lid/Cheek Junction„. Neben dem ästhetischen Ergebnis wurden klinische Verträglichkeit, dermato-histologische Veränderungen sowie physikalische Parameter der Haut nach Matriximplantation in standardisierten Verlaufskontrollen über einen Beobachtungszeitraum von 14 Monaten postoperativ beurteilt.

Ergebnisse: Die implantierte Matrix zeigte eine exzellente Verträglichkeit und reproduzierbare Wirksamkeit. Es traten keine Unverträglichkeitsreaktionen, Adhäsionen oder sekundäre Kontrakturen im matrixunterlegten Bereich auf. Die subkutane Implantation der Biomatrix führte zu einer Verbesserung der visko-elastischen Eigenschaften der Haut und einem deutlichen Konturausgleich der altersbedingten Profilveränderungen der Unterlid- und oberen Mittelgesichtsregion.

Schlussfolgerung: Verstärkt sichtbare Tränenrinne und „Lid/Cheek Junction„ sind maßgeblich durch degenerative Veränderungen in der subkutanen Ebene bedingt. Die subkutane Implantation einer Biomatrix nutzt das regenerative Potential dieser biologischen Gerüstsubstanz zur physiologischen Korrektur der degenerativen Konturdefekte. Bei sorgfältiger Indikationsstellung kann der laminare Matrixeinsatz das Gesichtsprofil im periokulären- und oberen Mittelgesichtsbereich ohne Beeinträchtigung tieferliegender Strukturen verbessern. Zugleich generiert die implantierte Matrix eine Verschiebeschicht, die eine Straffung der Haut weit über den Orbitarand nach kaudal erlaubt und sekundäre Kontrakturen und Adhäsionen nach Mobilisierung eines Vollhautlappens der extrem dünnen Unterlidhaut verhindert. Biologische Matrices werden hinsichtlich ihrer zukünftigen Bedeutung für gesteuerte regenerative Prozesse in der plastisch- rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgie diskutiert.