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DOI: 10.1055/s-0031-1277493
Einsatz eines Glucosesensors zur Differenzialdiagnose einer Epilepsie bei rezidivierenden epileptischen Anfällen unter Insulintherapie bei Diabetes Mellitus Typ 1
Einleitung: Epileptische Anfälle sind ein typisches Symptom schwerer hypoglykämischer Ereignisse, welche immer ein Risiko der Insulinsubstitutionstherapie sind. Wir beschreiben den Fall einer jungen Frau mit rezidivierenden generalisierten Krampfereignissen schwer zu klärender Genese.
Fallvorstellung: Bei unserer aktuell 19-jährigen Patientin besteht seit dem Alter von 16 ½ Jahren ein Diabetes Mellitus Typ 1. Die bisherige Insulintherapie erfolgte mit CSII bzw. Injektionstherapie nach dem Basis-Bolus-Prinzip. Der HbA1c lag im Durchschnitt bei 7,0%, Insulinbedarf ca. 0,7 E/kgKG.
Seit dem 18. Lebensjahr erlitt die Patientin wiederholt Ereignisse mit Bewusstlosigkeit und/oder beobachteten Ereignissen mit Zungenbiss und tonisch-klonischen Bewegungen aller Extremitäten, einmalig mit Sturz vom Fahrrad.
Bei einem dieser Ereignisse war eine Hypoglykämie von 35mg/dl gemessen worden; bei einem weiteren Ereignis war eine halbe Stunde zuvor eine große Menge Korrekturinsulin appliziert worden.
Im Rahmen der anderen Ereignisse war in der Notfallsituation keine Blutzuckermessung erfolgt.
Wach-EEGs, die nach jedem Ereignis durchgeführt worden waren, zeigten keine Pathologien.
Ebenso waren die kardiale Diagnostik (EKG und Langzeit-EKG) wie auch die cerebrale Bildgebung mittels MRT ohne pathologischen Befund. Ein Schlafentzugs-EEG zeigte einen einmaligen Sharp-wave-Komplex sowie eine dysrhythmische Gruppe in der Einschlafphase, ein weiteres Schlafentzugs-EEG im Verlauf ergab einen unauffälligen Befund. Somit zeigte sich insgesamt kein hinreichender Befund für die Diagnose einer Epilepsie.
Nach 4-maligem Auftreten dieser Ereignisse erhielt die Patientin ein Glucosesensormesssystem (CGM) zur besseren Kontrolle der Blutzuckerwerte und Verhinderung der vermuteten konvulsiven Hypoglykämien. Unter CGM (FreeStyle Navigator) erlitt die Patientin ein erneutes generalisiertes tonisch-klonisches Krampfereignis, dabei zeigte sich in der Sensoraufzeichung eine durchgehende Normoglykämie ohne Blutzuckerabfälle. Das erneute Schlafentzugs-EEG zeigte ein eindeutiges kurzes Auftreten Epilepsie-typischer Potentiale, es erfolgte das Stellen der Diagnose einer Myoklonusepilepsie. Seit der daraufhin begonnen Therapie mit Levetiracetam (Keppra) besteht Anfallsfreiheit.
Zusammenfassung: Bei wiederholt auftretenden Krampfanfällen, bei denen ein kausaler Zusammenhang zu hypoglykämischen Ereignissen nicht eindeutig herzustellen ist, ist neben der Anamnese und der apparativen neurologischen Untersuchung der Einsatz eines Glucosesensormesssystems eine gute Möglichkeit zur Abgrenzung von hypo- zu normoglykämen Krampfereignissen.