Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P221
DOI: 10.1055/s-0031-1277492

CGMS als essentielles diagnostisches Instrument zur Beurteilung der Glukoseregulation bei Dumping-Syndrom

C Böttcher 1, C Geidel 2, KP Zimmer 2, SA Wudy 1
  • 1Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum f. Kinderheilkunde & Jugendmedizin, Pädiatrische Endokrinologie & Diabetologie, Gießen, Germany
  • 2Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum f. Kinderheilkunde & Jugendmedizin, Pädiatrische Gastroenterologie, Gießen, Germany

Störungen der Blutzucker (BZ)-Regulation wie beim Dumping-Syndrom (DS) nach einer Fundoplicatio im Kindesalter können eine diagnostische Herausforderung darstellen. Charakterisiert ist das DS durch mannigfaltige gastrointestinale Symptome, eine kurz nach der Mahlzeit auftretende Hyperglykämie (Frühdumping) und/oder eine später auftretende reaktive Hypoglykämie (Spätdumping).

Wir berichten über ein männliches ehemaliges Frühgeborenes der 27. SSW mit Zustand nach Hydrops fetalis bei connataler Parvovirus B19-Infektion. Im Alter von 9 Monaten wurde der Junge aufgrund rezidivierender Aspirationsereignisse mit Verschlimmerung einer vorbestehenden bronchopulmonalen Dysplasie bei gastroösophagealem Reflux einer Hemifundoplicatio zugeführt. Bei unzureichender Nahrungsaufnahme und Teilsondenernährung erfolgte die Anlage eines Gastro-Tubes. 5 Monate später war eine Re-Fundoplicatio notwendig, die jedoch zu einer Kardiastenose führte und eine Dilatation erforderte. Aufgrund einer rezidivierenden Tachykardiesymptomatik mit Unruhe und punktuell postprandial gemessenen BZ-Werten bis 200mg/dl sowie intermittierend detektierten Hypoglykämien wurde nach nochmaliger Kardiadilatation sowie Umstellung der Sondennahrung und der Sondierungsfrequenz erstmalig eine 24stündige kontinuierliche Glukosemessung (CGMS system gold, Fa. Minimed) angelegt. Diese ergab 66% Hyperglykämien bis max. 230mg/dl während der Messzeit, jedoch keine Hypoglykämien, so dass ein oraler Glukosetoleranztest angeschlossen wurde. Dabei zeigte sich nach initial überschießendem Anstieg der Blutglukosekonzentration 90min nach Belastung ein rascher Abfall des BZ auf 53mg/dl mit darauffolgendem Einpendeln zwischen 60 bis 70mg/dl. Nach nochmaliger Nahrungsanpassung und neuerlicher Kardiadilatation präsentierte der Junge sich im Alter von 4 Jahren mit einem epileptischen Anfall bei Hypoglykämie. Die angelegte CGMS-Messung unter Nahrung wie zu Hause über drei Tage deckte Hypoglykämien, zum großen Teil nächtlich, in knapp 50% der Messzeit auf, zudem jedoch auch Hyperglykämien >200mg/dl im Sinne eine DS. Trotz wiederholter Kardiadilationen und Anpassung der Nahrung mit teilweiser nächtlicher Dauersondierung und Anreicherung mit Maisstärke ließ sich die Problematik nur vorübergehend verbessern. Eine weitere CGMS-Messung mit 5 Jahren ergab ein ähnliches Bild wie zuvor, wenn auch etwas geringer ausgeprägt, mit wechselnden Hypo- und Hyperglykämien. Zum Verschwinden der Dumping-Symptomatik kam es erst nach operativer Lösung der Fundoplicatio noch im 5. Lebensjahr des Jungen. Eine letzte CGMS-Messung nach der Operation belegte nun ausschließlich normoglykäme Werte über 72 Stunden.

Wir schlussfolgern, dass die Indikation zur kontinuierlichen Glukosemessung auch jenseits des Krankheitsbildes Diabetes gestellt werden kann. CGMS-Messungen eignen sich sowohl als diagnostisches Instrument als auch zur Verlaufskontrolle bei kindlichem DS. Dieses Verfahren ist hier traditionellen punktuellen BZ-Messungen überlegen.