Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P178
DOI: 10.1055/s-0031-1277449

Identifikation von Determinanten der Gewichtsreduktion bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas (IDA-Insel) Phase 2

A Kaps 1, R Schiel 1, 2
  • 1MEDIGREIF-Inselklinik Heringsdorf GmbH, Heringsdorf, Germany
  • 2Mathias Hochschule, Diabetes und Gesundheitsmanagement, Rheine, Germany

Das Ergebnis der vorausgegangenen Phase 1 der Studie war die Entwicklung eines Untersuchungsprogramms, mit dessen Hilfe psychologische, soziale und medizinische Prädiktoren/Determinanten, die in Interaktion zur Gewichtsveränderung stehen könnten, identifiziert werden können. Die Evaluierung erfolgte an 97 übergewichtigen/adipösen Kindern/Jugendlichen, die an einem 6-wöchigen stationären strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm teilgenommen haben.

In der aktuellen Phase 2 wird das neu entwickelte Untersuchungsprogramm multizentrisch in 4 Kliniken eingesetzt. Nach einem Jahr erfolgt die Nachuntersuchung aller eingeschlossenen Kinder/Jugendlichen. Ziel der Untersuchung ist die Identifikation von Prädiktoren/Determinanten der Gewichtsreduktion & -stabilisation.

Patienten/Methoden: Multizentrisch wurde das neu entwickelte Programm in 4 Untersuchungskliniken implementiert. Es konnten bisher 129 Probanden in die Studie eingeschlossen werden (Mädchen 60,5%, Alter 13,3±2,5Jahre, BMI 31,0±5,4kg/m2, BMI-SDS 2,48±0,55).

Ergebnisse: Die mittlere Gewichtsreduktion betrug während des stationären Aufenthalts 5,77±3,0kg (p<0,001). Der BMI war auf 29,5±4,9kg/m2 abgesunken (p<0,001), der BMI-SDS auf 2,2±0,58 (p<0,001). 92% kamen intrinsisch motiviert, die übrigen auf Initiative der Eltern/Ärzte (extrinsische Motivation). Zu Hause hatten die Kinder 2,4±1,8h/d mit Fernsehen, 1,6±1,6h/d vor Computern verbracht. 22,5% trieben ≥2h/Woche Sport im Verein, 119 (90%) Sport zu Hause/in der Schule.

Zu der Gewichtsabnahme während des Aufenthaltes ergaben sich Korrelationen mit: Alter (r=-0,402, p<0,001), Gewicht bei Aufnahme (r=-0,690, p<0,001), BMI bei Aufnahme (r=-0,553, p<0,001), BMI-SDS bei Aufnahme (r=-0,471, p<0,001), Stressbewältigung (soz. Unterstützung) (r=0,175, p=0,034), Figurenschema Anfang (r=-0,436, p<0,001), Figurenschema Ende (r=-0,400, p<0,001).

In der durchgeführten Multiplen Regression korreliert die Modellgleichung zu R=0,799 mit der Kriteriumsvariable und kann damit R2=63,8% aufklären. Der erwartungstreue Wert für die Populationsschätzung liegt bei R2=40,4%. Die Vorhersage wird signifikant (F=2,722, p=0,004).

Schlussfolgerung und Ausblick: Kinder und Jugendliche mit Übergewicht/Adipositas, die zu einer stationären Gewichtsreduktion eingewiesen werden, erreichen eine gute initiale Gewichtsreduktion. Mit einigen psychologischen und psychosozialen Parametern ergeben sich signifikante Assoziationen zum Ausmaß der Gewichtsreduktion. Das Ausmaß der Gewichtsreduktion und die Langzeiteffektivität scheinen auf relativ komplexen Verhaltens- und psychologischen Mustern zu beruhen.

Nach vollständig abgeschlossener Datenerfassung werden alle eingeschlossenen Probanden in definierten Abständen nachuntersucht um die Determinanten der Gewichtsreduktion langfristig zu evaluieren. Ziel ist die systematische Anpassung des Behandlungs- und Schulungsprogramm hinsichtlich der identifizierten Determinanten um eine langfristige und stabile Gewichtsreduktion zu erreichen.