Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P170
DOI: 10.1055/s-0031-1277441

Gesundheitsbezogene und diabetesbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit früher Manifestation des T1DM nach mindestens zehn Jahren Diabetesdauer

A Stahl 1, K Castillo 1, C Bächle 1, K Lange 2, T Meissner 3, C Graf 4, A Icks 5, RW Holl 6, G Giani 1, J Rosenbauer 1
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Düsseldorf, Germany
  • 4Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, Köln, Germany
  • 5Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, Public Health, Düsseldorf, Germany
  • 6Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm, Germany

Fragestellung: In den ISPAD Consensus Guidelines 2000 wurde dargelegt, dass „psychosocial factors are the most important influences affecting the care and management of diabetes“. Insbesondere bei früher Manifestation ist die subjektiv erlebte Lebensqualität möglicherweise ein wichtiger Einflussfaktor für den Erkrankungsverlauf. Obwohl die Inzidenz des Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM) in den vergangenen Jahren insbesondere bei Kindern unter 5 Jahren kontinuierlich angestiegen ist, fehlen in Deutschland bisher populationsbasierte Untersuchungen in dieser Patientengruppe. In der vorgestellten Studie wird nun erstmals untersucht wie Kinder und Jugendliche mit früher Manifestation des T1DM nach mindestens 10jähriger Diabetesdauer ihre gesundheitsbezogene und diabetesbezogene Lebensqualität einschätzen und mit welchen Faktoren dies zusammenhängt.

Methodik: Die Studie „Klinischer Verlauf des Typ-1-Diabetes mellitus bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Krankheitsbeginn im Vorschulalter“ ist eine von 2009–2011 durchgeführte deutschlandweite Querschnittserhebung bei 11- bis 21-Jährigen mit Manifestation im Alter von 0–4 Jahren und mindestens 10 Jahren Diabetes. Im Rahmen dieser Studie wurde bei den Betroffenen im Alter von 11–17 Jahren und ihren Eltern u.a. ein Fragebogensurvey durchgeführt, in dem die Lebensqualität (Quality of Life=QoL) mittels DISABKIDS (generic module und diabetes module mit impact und treatment scale) erhoben wurde. In die Zwischenanalyse (Stand 14.02.2011) gingen die Daten von 148 Kindern (11–13J) und 467 Jugendlichen (14–17J) ein. Die Analysen (Deskription, Kruskal-Wallis-Test, Korrelation nach Spearman adjustiert für Alter und Geschlecht, p<0,05 signifikant) erfolgten mittels SAS.

Ergebnisse: Der Gesamt-Score der selbst berichteten gesundheitsbezogenen QoL (generic module) betrug im Median 80 Punkte (Skala von 0–100). Bei der diabetesbezogene QoL wurden mit 67,5 Punkten für die empfundene Belastung durch den Diabetes (impact scale) und 57,5 Punkten für die Akzeptanz der Behandlung (treatment scale) geringere Werte erreicht. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen oder Kindern und Jugendlichen, jedoch zwischen Sozialstatusgruppen (z.B. Median des Gesamt-Scores bei niedrigem, mittlerem und hohem Status: 72,5, 80,0, 82,5, p<0,001). Die gesundheitsbezogene und diabetesbezogene QoL waren positiv korreliert mit dem Sozialstatus und um so höher, je besser die Beurteilung der Diabetesbehandlung/-beratung und um so niedriger der HbA1c-Wert war (z.B. für Gesamt-Score r (Status)=0,199, r (Behandlung)=0,282, r (HbA1c)=-0,243, alle p-Werte <0,001).

Schlussfolgerungen: Die Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen mit T1DM hängt vom sozialen Hintergrund ab. Darüberhinaus besteht ein Zusammenhang mit dem Diabetes-Management.

Die Arbeit wurde unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0802).