Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P157
DOI: 10.1055/s-0031-1277428

Circadiane Verteilung der Insulindosis bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und konventioneller Insulintherapie

B Mielke 1, T Heller 1, C Kloos 1, S Rechtacek 2, T Rechtacek 2, U Zitterbart 3, G Wolf 4, UA Müller 4
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, FB Endokrinologie & Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
  • 2Internistische Praxis, Saalfeld, Germany
  • 3Allgemeinarztpraxis, Kranichfeld, Germany
  • 4Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III/Endokrinologie, Jena, Germany

Fragestellung: Die Leitlinie der Deutschen Diabetesgesellschaft (Matthaei S et al. Medikamentöse antihyperglykämische Therapie ... Diabetologie 2009; 4: 32–64) zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mellitus gibt für die konventionelle Insulintherapie (CT) eine Insulin-Tagesdosis von 0,5–1,0 E/kg Körpergewicht, und eine Dosisverteilung von 2/3 morgens und 1/3 abends an. Dabei wird üblicherweise eine Mischung von Normal- und NPH- Insulin in dem Verhältnis 30/70, seltener auch 25/75, 50/50 bzw. 10/90, morgens und abends injiziert. Die Richtigkeit dieser Aussage zur Dosisverteilung wird nicht mit Fakten belegt. Das Ziel unserer Studie war es, die Dosierungsangaben anhand eigener Untersuchungen in verschiedenen Einrichtungen zu überprüfen.

Methodik: Bei Patienten mit Diabetes Typ-2 und konventioneller Insulintherapie in zwei Hausarztpraxen (n=58, Alter 74,7J, HbA1c 7,9%, 53% Frauen) und einer Hochschulambulanz für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen (n=141; Alter 72,4J, Diabetesdauer 16,5J, HbA1c 7,5%, BMI 32,7kg/m2, 44% Frauen) wurden 2010 in jeweils einem Quartal die Behandlungsdetails der Diabetes Patienten zur konventionellen Insulintherapie erfasst. Patienten mit einer festen Dosis Normalinsulin morgens und einer festen Dosis Kombinationsinsulin abends (n=4) wurden ebenfalls als konventionelle Insulintherapie gewertet. Alle Patienten nutzten Humaninsulin.

Ergebnisse: Folgende Insulinmischungen wurden verwendet: 91,5% 30/70, 5% 25/75, 3% 50/50, 0,5% 10/90. Die Tagesinsulindosis betrug 43,9 IE (8–150 IE). Die Insulindosis pro Kilogramm Körpergewicht betrug 0,52 IE (0,10–1,85, Gewicht nur für Universitätspoliklinik verfügbar). Der mittlere Anteil der Morgendosis beträgt 57% (min. 32, max. 83%) und der mittlere Anteil der Abenddosis 43% (17–67%) der Tagesinsulindosis. Eine Tagesinsulindosis von exakt 66% (2/3) wurden von 6,5% der Patienten genutzt. Eine Tagesdosis von 60–70% der Tagesinsulindosis hatten 27,6%. In den Hausarztpraxen nutzten 38% und in der Hochschulambulanz 23% der Patienten etwa 2/3 der Tagesinsulindosis am Morgen. Das Alter der Patienten in Praxis und Poliklinik war nicht signifikant unterschiedlich, die tägliche Insulindosis war in der Poliklinik im Vergleich zu den Hausarztpraxen um 10 IE signifikant höher (46,8 vs. 36,7 IE/d) und der Hba1c-Wert um 0,5% signifikant niedriger (7,95 vs. 7,48%).

Schlussfolgerung: Die in Lehrbüchern und Leitlinien erwähnte Insulindosisverteilung bei konventioneller Insulintherapie von 2/3 der Tagesinsulindosis am Morgen trifft bei differenzierter Therapie bei strukturiert geschulten Patienten nur auf 28% der Patienten zu.