Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P156
DOI: 10.1055/s-0031-1277427

Haeufigkeit von Hypoglykämien unter einer Sulfonylharnstofftherapie

U Schatz 1, S Tselmin 1, V Kamvissi 1, U Julius 1, SR Bornstein 1
  • 1Universitätsklinikum Dresden, Medizinische Klinik III, Dresden, Germany

Einleitung: Mit der Einführung neuerer Antidiabetica, insbesondere der GLP-1-Analoga und DPP IV-Hemmer, treten Sulfonylharnstoffderivate (SH) aufgrund ihrer potentiellen Nebenwirkungen wie Hypoglykämieneigung und Gewichtszunahme zunehmend in den Hintergrund.

Ziel der Untersuchung war es, die Häufigkeit von Hypoglykämien – insbesondere schwerern Hypgoglykämien – sowie den Gewichtsverlauf von Patienten mit Typ 2 Diabetes (DM2) unter einer Therapie mit SH zu untersuchen.

Material und Methoden: 73 Patienten mit DM2 (53Männer, 20 Frauen, mittleres Alter 71 Jahre, Baseline-Daten zu Beginn der SH-Therapie: mittlerer HbA1c 7,3%, mittlerer BMI 28,1kg/m2, mittlere Diabetes-Dauer 96 Monate) wurden in die Analyse einbezogen. Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 7 Jahren beobachtet. Verabreicht wurden entweder SH in Monotherapie (Glimepirid oder Glibenclamid) oder in Kombination mit anderen oralen Antidiabetica, die aufgrund ihres Wirkmechanismus nicht zu Hypoglykämien führen können (Acarbose, Exenatide, Metformin, Pioglitazon, Sitagliptin, Vildagliptin). Die Patienten wurden in einer stringenten Blutzuckerselbstkontrolle und Protokollierung der gemessenen Werte unterwiesen. Dokumentiert wurden die unter SH-Therapie aufgetretenen Hypoglykämien. Blutzuckerwerte ab <4mmol/l wurden bereits als hypoglykäme Werte dokumentiert. Schwere Hypoglykämien wurden definiert als "Notwendigkeit der Fremdhilfe, Krankenhauseinweisung/Notarzt".

Ergebnisse: Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 7 Jahren lag die mittlere Gewichtszunahme bei 2,7kg. Der HbA1c sank um 0,5% im Vergleich zum Ausgangswert vor Einleitung der antidiabetischen Therapie.

Schwere Hypoglykämien traten innerhalb der 7 Jahre bei keinem Patienten auf.

Leichte Hypoglykämien wurden bei 28 Patienten verzeichnet. 42% der Patienten mit hypoglykämen Werten wiesen eine Niereninsuffizienz auf.

Schlussfolgerungen: In unserer Untersuchung erreichten die Patienten unter einer Therapie mit SH sowohl in Monotherapie als auch in Kombinations mit anderen oralen Antidiabetica eine sehr gute Glykaemielage bei nur moderatem Koerpergewichtanstieg.

Bei verantwortungsbewusstem Umgang mit SH, insbesondere unter Berücksichtigung der Retentionsparameter und Durchführung einer Blutzuckerselbstkontrolle durch die Patienten, stellen SH weiterhin eine kostengünstige und sichere Alternative in der antidiabetischen Therapie dar. Ausschlaggebend sind regelmäßige Kontrollen der Retentionsparameter, da die in Deutschland überwiegend verwendeten SH eine lange Halbwertszeit aufweisen und deshalb bei eingeschränkter Nierenfunktion kumulieren.