Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P141
DOI: 10.1055/s-0031-1277412

Das Insulinpumpenregister (IPR-AGDT) der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie der DDG (AGDT)

W Quester 1, D Tschöpe 1, H Henrichs 2
  • 1Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Diabeteszentrum, Bad Oeynhausen, Germany
  • 2AGDT, Quakenbrück, Germany

Fragestellung: Mit einer Insulinpumpentherapie (CSII) lassen sich Diabetesprobleme wie starke Stoffwechselschwankungen, häufige und schwere Hypoglykämien – insbesondere nächtliche – und ein ausgeprägtes Dawn-Phänomen sicher vermeiden. Kann ein Insulinpumpenregister den individuellen Nutzen einer CSII abbilden?

Methodik: Das IPR hat sich die wissenschaftliche Begleitung der CSII und deren Dokumentation zur Aufgabe gemacht. Ein Fokus betrifft Informationen über medizinische und soziale Hintergründe, die zum Beginn einer Insulinpumpentherapie führen. Der Registerbogen der AGD liegt seit 2009 allen Insulinpumpen bei. Der Bogen (http://www.diabetes-technologie.de/insulinpumpentherapie-pumpenregister.htm) enthält 63 Fragen, die qualitativ und quantitativ beantwortet, in Bad Oeynhausen gesammelt und in Ulm statistisch bearbeitet werden. Erstmals wird die Therapieumgebung der CSII systematisch erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse: Die Daten der ersten 526 AGDT-Bögen wurden analysiert (HbA1c 7,5±1,3%; 297 Frauen, BMI 25,3±4,9; 229Männer, BMI 26,4±4,4kg/m2). Zur Pumpenindikation führte bei vielen Patienten eine unbefriedigende Stoffwechsellage (59,7%) mit großen Glucoseexkursionen im Tagesverlauf (67,9%) und hohen morgendlichen Nüchternwerten (54,2%). Insgesamt 70,0% haben den Wunsch nach einem flexibleren Lebensstil. Fortgeschrittene Diabeteskomplikationen (9,7%) oder eine Schwangerschaft (28,3% der Frauen) spielen eine eher untergeordnete Rolle. In 18,6% der Fälle führten Schichtarbeit bzw. ein unregelmäßiger Arbeitsablauf zur Pumpenindikation, für 10,5% war eine Insulininjektion am Arbeitsplatz nicht möglich. Auch schwere (23,0%) und erheblich störende Hypoglykämien (30,8%) sowie Hypoglykämiewahrnehmungsstörungen (20,7%) sind Auslöser für einen Wechsel zur Pumpentherapie. 77,6% der Pumpenträger führen regelmäßig ein Tagebuch, in den meisten Fällen handschriftlich (65,9%), nur 29,7% bedienen elektronische Tagebücher. BZ-Selbstkontrollen werden 6,4±2,0 Mal täglich durchgeführt. Eine mehrfache oder ständige Nutzung der kontinuierlichen Glucosemessung erfolgt in 8,2%. Nach Umstellung auf CSII beobachten 46,0% der Patienten eine Verbesserung der Wahrnehmung von Hypoglykämien. Auch die diabetesbedingten Probleme in der Familie (66,1%) und am Arbeitsplatz (65,5%) bessern sich unter der neuen Therapie. Insgesamt tritt eine Steigerung der geistigen (68,8%) und körperlichen Leistungsfähigkeit (61,1%) sowie ein erheblicher Zugewinn an Flexibilität (69,5%) auf. 94,0% der Patienten möchten ihre Pumpentherapie unbedingt weiterführen.

Schlussfolgerungen: Das Insulinpumpenregister der AGDT ermöglicht eine repräsentative Beschreibung der Therapieumgebung von Pumpenpatienten im Alltag. Es dokumentiert einen erheblichen Zugewinn an subjektiver Therapiesicherheit und Zufriedenheit. Zusammen mit der hohen Therapietreue bestätigen diese Ergebnisse die Annahme einer besonders nachhaltigen Therapieform.