Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P132
DOI: 10.1055/s-0031-1277403

Die „Silent Diabetes“ Studie: Oraler Glukosetoleranztest vs. HbA1c zur Neudiagnose des Diabetes bei Patienten mit KHK-Verdacht

O Schnell 1, U Hoffmann 2, W Otter 3, L Heinemann 4, W Hunger-Battefeld 5, B Kulzer 6, A Klinge 7, V Lodwig 8, I Amann-Zalán 8, D Sturm 9, D Tschöpe 10, SG Spitzer 2, J Stumpf 2, T Lohmann 11, R Dörr 2
  • 1Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München, München-Neuherberg, Germany
  • 2Praxisklinik Herz und Gefäße, Dresden, Germany
  • 3ZIM Zentrum Innere Medizin, Unterschleißheim, Germany
  • 4Profil Institut für Stoffwechselforschung, Neuss, Germany
  • 5Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • 6Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany
  • 7Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Diabetologie, Hamburg, Germany
  • 8Roche Diagnostics GmbH, Mannheim, Germany
  • 9Allgemeinmedizin/Chirotherapie, Hohenstein-Ernstthal, Germany
  • 10Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Bad Oeynhausen, Germany
  • 11Städtisches Krankenhaus Dresden-Neustadt, Dresden, Germany

Fragestellung: Ziel der Studie war es, bei Patienten ohne vorbekannten Diabetes, die eine Koronarangiografie erhielten, eine vergleichende Analyse der Ergebnisse des oralen Glukosetoleranztests (OGTT) und HbA1c-Werts zu Diagnose des „Silent Diabetes“ durchzuführen. Auch sollte die Korrelation zwischen der Ausprägung der KHK und dem glykämischen Status untersucht werden.

Methodik: Es wurden die Daten von 1.015 Patienten ohne vorbekannten Diabetes, die eine akute (n=149) oder elektive Koronarangiografie erhielten, konsekutiv analysiert. Die Klassifkation der KHK erfolgte nach Zahl der betroffenen Gefäße. Patienten mit bekannter Diabetesdiagnose wurden ausgeschlossen. Die Resultate des OGTT wurden nach der ADA-und WHO-Klassifikation wie folgt eingeteilt: normale Glukosetoleranz – gestörte Nüchtern-Blutglukose – gestörte Glukosetoleranz – Diabetes. Die HbA1c-Werte wurden wie folgt eingeteilt (ADA-Klassifikation): normal (<5,7%) – grenzwertig (5,7% –6,4%) – Diabetes (≥6,5%).

Ergebnisse: Eine unauffällige Glukosetoleranz wiesen 513 Patienten (51%) auf, während bei 10 Patienten (1%) eine gestörte Nüchtern-Blutglukose, bei 349 Patienten (34%) eine gestörte Glukosetoleranz und bei 149 Patienten (14%) Diabetes diagnostiziert wurde. Auf Basis der HbA1c-Werte wurden 588 Patienten (58%) als unauffällig, 385 (38%) als grenzwertig und 42 (4%) als Diabetiker klassifiziert.

Zwischen den Ergebnissen des OGTT und dem Koronarbefund bestand eine signifikante Korrelation: Mit zunehmender Ausprägung der KHK nahm der Anteil der Patienten mit gestörter Glukosetoleranz (p<0,001) und Diabetes (p=0,01) zu. Eine Beziehung zwischen HbA1c-Werten und Ausprägung der KHK wurde nicht beobachtet.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit Koronarangiografie und ohne vorbekannten Diabetes wird „Silent Diabetes„ mit dem OGTT signifikant häufiger detektiert als auf Basis des HbA1c-Werts. Auch besteht eine Assoziation zwischen dem Befund im OGTT und Ausprägung der KHK, der sich beim HbA1c-Wert nicht findet.