Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P118
DOI: 10.1055/s-0031-1277389

Expression der Insulinrezeptor-Isoformen A und B beim Prostatacarcinom

M Heni 1, J Hennenlotter 2, C Schwentner 2, T Todenhöfer 2, G Gakis 2, S Alloussi 2, S Aufderklamm 2, D Schilling 2, F Machicao 1, A Fritsche 1, H Staiger 1, A Stenzl 2, HU Häring 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie, Angiologie und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Universitätsklinik für Urologie, Tübingen, Germany

Fragestellung: Beim Prostatacarcinom (PC) wurde eine Überexpression von Insulinrezeptoren (IR) berichtet. Entsprechend ist auch die diesen Rezeptorkinasen nachgeschaltete Signalkaskade, der PI-3-Kinase-/Akt-Signalweg, beim PC stärker aktiv. Vom IR existieren zwei Isoformen, die in unterschiedlichen Geweben verschieden stark exprimiert werden und eine unterschiedlich hohe Affinität für insulin-like growth factors haben. Ziel dieser Studie war, die Expression der IR-Isoformen A und B in PC und in benignem Prostatagewebe zu untersuchen.

Methodik: Untersucht wurden 35 PC-Gewebe und 30 histologisch benigne, tumorangrenzende Prostatagewebe jeweils aus radikalen Prostatektomien, weiterhin 23 benigne Prostatagewebe tumorfreier Prostaten aus radikalen Zystektoprostatektomien oder aus Resektionen benigner Prostatahyperplasien (transurethrale Resektionen oder transvesikale Prostatektomie). Die Klassifikation der Gewebe wurde histologisch bestätigt. Mittels eines LightCycler 480 wurde die jeweilige RNA-Expression für die IR-Isoformen A und B sowie für die IR-nachgeschalteten Substrate Insulinrezeptor-Substrat (IRS) -1 und -2 relativ zum Hauskeeping-Gen RPS13 mittels quantitativer real-time RT-PCR bestimmt.

Ergebnis: Für die RNA-Expressionen der IR-Isoformen A und B wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden (jeweils p>0,05). Interessanterweise war die Isoform-A-/Isoform-B-Ratio im PC-Gewebe und im Tumor angrenzenden, histologisch benignen Prostatagewebe deutlich höher als in Prostatageweben aus nicht tumortragenden Prostaten (jeweils p<0,05). Die IRS-1-/IRS-2-Ratio war im PC signifikant niedriger als in benignem Prostatagewebe (p<0,05).

Schlussfolgerung: Es gab signifikante Unterschiede der IR-Signalkaskade zwischen benignem Prostatagewebe und PC. Diese Veränderungen überragen die histologischen Tumorareale, und tumorangrenzende, benigne Prostatagewebsareale zeigen ein PC-ähnliches Verhältnis der IR-Isoformen. Im Raumverständnis tumortragender Prostaten ist damit ein Gradient über die Tumorgrenze hinaus wahrscheinlich. Diese Daten weißen auf eine Rolle des IR-Signalwegs innerhalb der Pathogenese des PC hin, insbesondere für Ereignisse um die Invasionsfront. Damit besitzen die vorliegenden Ergebnisse Relevanz sowohl für die Diagnostik des PC als auch für therapeutische Ansätze, die an den beschriebenen molekularen Signalkaskaden ansetzen könnten.