Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - FV23
DOI: 10.1055/s-0031-1277294

Vaspin reguliert die Insulinsensitivität

J Breitfeld 1, N Klöting 2, J Heiker 3, U Enigk 1, M Kern 3, Y Böttcher 3, B Enigk 1, M Prellberg 1, I Müller 1, 3, D Schleinitz 1, K Dietrich 1, N Wiele 3, A Tönjes 3, AG Beck-Sickinger 4, M Stumvoll 3, M Blüher 3, P Kovacs 1
  • 1Universität Leipzig, Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung Leipzig, Leipzig, Germany
  • 2Universität Leipzig, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum Adipositas Erkrankungen, Leipzig, Germany
  • 3Universität Leipzig, Department für Innere Medizin und Dermatologie Klinik für Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig, Germany
  • 4Universität Leipzig, Institut für Biochemie, Leipzig, Germany

Hintergrund/Fragestellung: Vaspin (visceral adipose tissue derived serine protease inhibitor) ist ein neues Adipokin, dass einen Link zwischen Adipositas, Insulinresistenz (IR) und Typ 2 Diabetes herstellt. Die pathophysiologische Rolle von Vaspin ist bis heute jedoch weitgehend unbekannt. Um den Einfluss von Vaspin auf die Insulinsensitivität zu untersuchen, wurden db/db-Mäusen mit rekombinantem Vaspin behandelt. Weiterhin sollte der Zusammenhang zwischen Serumvaspinkonzentrationen und metabolischen Merkmalen in humanen Studien aufgeklärt werden. Zudem wurde ermittelt, ob die Variabilität in den Serumvaspinkonzentrationen durch genetische Varianten im Vaspin-Gen erklärt werden kann.

Methoden: In Tierstudien wurden jeweils 5 db/db-Mäuse pro Gruppe mit rekombinantem Vaspin (1mg/kg Körpergewicht i.p.) bzw. PBS (Kontrollgruppe) behandelt und folgend Glukosetoleranztests (2g/kg Körpergewicht i.p.) und hyperinsulinemische-euglykämische Clampsstudien durchgeführt. Für humangenetische Analysen wurde Vaspin in 48 DNA-Proben von nicht verwandten deutschen Probanden sequenziert. Nach Analyse des Kopplungsungleichgewichtes wurden 28 repräsentative „single nucleotide polymorphisms„ (SNPs; r2>0,8, Allelhäufigkeit >0,05) ausgewählt und in einer gut charakterisierten Sorbischen Kohorte (N=1046) genotypisiert. Es wurden Genotyp-Phänotyp-Assoziationsstudien mit metabolischen Merkmalen, die auch IR- und Insulinsekretionsindizes einschließen, durchgeführt. Serumvaspinkonzentrationen wurden mittels ELISA bestimmt.

Ergebnisse: Die Behandlung von db/db-Mäusen mit Vaspin führte zu einer verbesserten Glukosetoleranz und erhöhten Glukoseinfusionsraten während des Clamps (P<0,05). In humanen Untersuchungen konnten Korrelationen zwischen Serumvaspin und dem Geschlecht, Taille-Hüft-Verhältnis (WHR), 2h-Glukose, Insulin (nüchtern, 30min, 2h), HOMA-IR und QUICKI (P<0,05) gezeigt werden. Weiterhin wurde eine starke Assoziation von Vaspin SNPs mit der Serumvaspinkonzentration (P-Werte von 10-8 bis 10-14 bei 6 SNPs) und moderate Assoziationen mit WHR, 30min Glukose, 2h Insulin, AUCGlukose und IR-Indizes (adj. auf Alter, Geschlecht und BMI) nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Im Tiermodell konnten wir einen insulinsensitivierenden Effekt von Vaspin zeigen. Genetische Varianten im humanen Vaspin lassen eine Rolle dieses Gens in der Pathophysiologie der IR vermuten, die durch Effekte auf die Serumvaspinkonzentrationen vermittelt sein könnten.

Projektförderung: DFG KO3880