Sprache · Stimme · Gehör 2011; 35(1): 2
DOI: 10.1055/s-0031-1276666
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Veranstaltungsbericht – Sprachheilpädagogik und Logopädie: quo vadis?

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Publication Date:
07 April 2011 (online)

 

Das Sprachheilwesen in Deutschland ist durch unterschiedliche akademische und nicht-akademische Berufsgruppen zersplittert – aktuell zeigt sich eher Divergenz als Konvergenz. Um diesen Trend aufzuhalten – eventuell sogar umzukehren – lud Prof. Manfred Grohnfeldt im Dezember zu einem Treffen ein.
Sprachheilgipfel, 17.12.10, München

Erstmals trafen sich hier nicht nur die Vertreter aller beteiligten Fachverbände – auch medizinischer – sondern auch der Krankenkassen, Ministerien, Politik und aus den Universitäten, um aktuelle Themen und Entwicklungen in Sprachheilpädagogik und Logopädie zu diskutieren.

Das erste Thema betraf Ausbildungsfragen. Die quantitativ größte Gruppe der Therapeuten sind Logopäden auf Fachschulniveau sowie unterschiedliche Berufsgruppen mit einem akademischen Studium. Einerseits gibt es bereits seit 10 Jahren Ansätze einer Vereinheitlichung, u.a. durch das Gemeinsame Eckpunktepapier von 1999 [1] sowie die Konferenz der akademischen Sprachtherapeuten Deutschlands im Oktober 2000. Andererseits sank der prozentuale Anteil an Absolventinnen der akademischen Sprachtherapie von ca. 30 auf 15 %, vermutlich, da gleichzeitig in diesem Zeitraum eine Vielzahl von – häufig privaten – Logopädenschulen gegründet wurde. Damit nimmt Deutschland international eine Ausnahmestellung ein. Vor diesem Hintergrund und angesichts der unbestreitbar hohen Anforderungen an die Qualifikation setzte ein Trend zur Akademisierung der Logopädie ein. Die im Mai 2009 im Deutschen Bundestag beschlossene Öffnungsbzw. Modellklausel (BT-Dis. 16/9898), die eine Erprobung zeitlich befristeter akademischer Ausbildungskonzepte für die Bereiche der Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie und Hebammenkunde zunächst bis zum Jahr 2017 vorsieht, ist ein Schritt in diese Richtung, der schon nach kurzer Diskussion von den Teilnehmern des Sprachheilgipfels unterstützt wurde.

Literatur

  • 1 Gemeinsames Eckpunktepapier des Deutschen Berufsverbandes für Logopädie e.V. . dbl und der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e.V. dgs/AGFAS zur Ausbildung eines wissenschaftlich begründeten Heilberufs "Sprachtherapie" (Bundes-Sprachtherapiegesetz).  Die Sprachheilarbeit. 1999;  44 176
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