Dtsch Med Wochenschr 2011; 136(17): 875
DOI: 10.1055/s-0031-1275819
Editorial
Endokrinologie, Lehre und Studium
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Zukunft der akademischen Endokrinologie

The future of academic endocrinologyH. Lehnert1
  • 1Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
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Publication Date:
26 April 2011 (online)

Der Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie vertritt an den Universitätskliniken, aber auch in Lehrkrankenhäusern, Schwerpunktkrankenhäusern und in der Praxis die zugeordneten Krank-heitsbilder in Klinik, Forschung und Lehre. Ein Charakteristikum dieses Schwerpunkts ist es, dass die Mehrzahl seiner Krankheitsbilder auch ambulant versorgt werden kann; eine stationäre Versorgung erfolgt in schweren Fällen, z.B. bei endokrinen Tumoren, entgleistem Diabetes mellitus oder Folgekomplikationen des Diabetes.

Diese Verschiebung hin zu einer sehr stark ambulant ausgerichteten Medizin, nicht zuletzt auf Grund des chronischen Charakters der meisten Krankheitsbilder, hat zu einer Diskussion über die Repräsentanz und Bedeutung der Endokrinologie und Diabetologie als eigenständiger Lehrstuhl an Universitätskliniken geführt. Wir sind gefordert, alles für die Stabilisierung der akademischen Zukunft der Endokrinologie in Deutschland zu tun. Zur Diskussion hat wesentlich ein Umbau der Strukturen im Gesundheitswesen beigetragen, der durch eine zunehmende ambulante und reduzierte stationäre Versorgung charakterisiert ist. Letztendlich ist dies eine Entwicklung, die durch betriebswirtschaftliches Primat diktiert wird. Die Folge hiervon ist natürlich eine Abnahme der für Lehre und klinische Forschung notwendigen Patientenzahlen und häufig auch eine Stellenreduktion in der Endokrinologie.

Dem gegenüber steht die unstrittig hohe Bedeutung der Endokrinologie (aber auch der Diabeto-logie und Stoffwechselmedizin) als ein Schwerpunkt der Inneren Medizin, der Krankheitsbilder mit außerordentlich hoher Prävalenz vertritt. Die Häufigkeit und Bedeutung von Erkrankungen wie Funktionsstörungen der Schilddrüsen, Osteoporose, Adipositas, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder auch Hypertonie sind jedem Internisten geläufig. Aber es ist nicht nur die Ver-sorgung von Patienten mit häufigen Krankheitsbildern, sondern es sind gerade auch seltene Krankheitsbilder, die der klinischen wie wissenschaftlichen Expertise des Endokrinologen bedürfen. Kein anderer Schwerpunkt der Inneren Medizin ist in der Lage, seltene Stoffwechseldefekte, endokrine Tumore oder Krankheitsbilder, die mit definierten Hormondefizienzen einhergehen, fachgerecht zu betreuen.

Wir sind daher in hohem Maße gefordert, sowohl die stationäre Versorgung unseres Faches zu stabilisieren und auch für die Zukunft zu garantieren wie auch uns dafür einzusetzen, dass endokrinologische ambulante Leistungen im Spektrum der universitären Medizin besser abgebildet sind.

Last but not least: Die Endokrinologie ist ein ausgesprochen wissenschaftsfreudiges Fach, unverändert intellektuell herausfordernd, sehr spannend und von hoher Interdisziplinarität.

Die Beiträge, die in diesem DMW Schwerpunktheft veröffentlicht werden, spiegeln ein breites Spektrum endokrinologischer Erkrankungen und Probleme wider, von Knochenstoffwechselstörungen und der Therapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms bis zu Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes oder spezifischen Fragen in der Behandlung endokriner Tumore. Die Arbeiten reflektieren in sehr schöner und auch beispielhafter Weise die großen Fortschritte in Diagnostik und Therapie unseres Faches im zurückliegenden Jahr.

Wir wünschen den Lesern der Deutschen Medizinischen Wochenschrift viel Vergnügen und vor allem hohen Erkenntnisgewinn bei der Lektüre dieser sehr lesenswerten Beiträge.

Lübeck, im April 2011

Prof. Dr. med. Hendrik Lehnert

Prof. Dr. Hendrik Lehnert

Medizinische Klinik 1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
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