Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(6): 372-378
DOI: 10.1055/s-0031-1275361
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Teilnehmerstruktur medizinischer Rehabilitationsmaßnahmen in Deutschland

Participant Structure of Medical Rehabilitation Measures in GermanyM. Schubert1 , J. Behrens1 , C. Becker1 , M. Zimmermann1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, SFB 580, Projekt C5 „Rehabilitation zwischen Transformation und Weiterentwicklung“, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Publication Date:
20 October 2011 (online)

Zusammenfassung

Aufgrund der verschiedenen Leistungsträger re­habilitativer Maßnahmen und des Fehlens einer gemeinsamen Datenbasis ist bislang kaum bekannt, wie viele und welche Personen insgesamt eine medizinische Rehabilitation in Anspruch nehmen. An diesem Dilemma ansetzend wird in diesem Beitrag mithilfe des bevölkerungsrepräsentativen und nicht trägerorientierten Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) die Personengruppe der Rehabilitanden des Jahres 2004 anhand von Gesundheitsvariablen (subjektive Gesundheit, Schwerbehinderung, Arbeitsunfähigkeitszeiten, Inanspruchnahme des Gesundheitswesens) und soziodemografischen Merkmalen (Geschlecht, Alter, sozialer Status, Region) näher beschrieben und der Einfluss dieser Variablen auf die Chance, an einer Rehabilitation teilzunehmen, betrachtet. 2004 nahmen 4 % der Befragungspersonen an einer Rehabilitationsmaßnahme teil, wobei Frauen eine geringere Teilnahmechance als Männer hatten. Ein bivariat deutlicher Altersgradient egalisiert sich bei multifaktorieller Betrachtung. Als stärkste Prädiktoren können demgegenüber der subjektive Gesundheitszustand, der Umfang der Arztinanspruchnahme sowie Krankenhausaufenthalte gelten. Ein Einfluss der sozialen Schicht findet sich entgegen den Erwartungen nicht. Die Analyse weist zudem eine höhere Inanspruchnahme rehabilitativer Leistungen in Ostdeutschland aus.

Abstract

Because of the diversity of institutions funding rehabilitative measures and the lack of a shared data base, little is known so far about how many people in all and what kind of people make use of medical rehabilitation. Starting out from this dilemma, the rehabilitant population of 2004 was described in greater detail with the help of the population-representative and not institution-oriented German Socio-Economic Panel (SOEP) and by means of health variables (subjective health, severe disability, periods of disability, health care utilisation) as well as of socio-demographic characteristics (sex, age, social status, region). In addition, the influence of these variables on the chances of taking part in rehabilitation was evaluated. In 2004, 4% of the respondents took part in rehabilitative measures, with women having a lower chance of participating as men have. A bivariate distinct age gradient lev­eled under multifactorial analysis. The strongest predictors, in contrast, were found to be subjective health, amount of visits to doctors’ offices as well as hospitalizations. Contrary to our expectations, an influence of the social stratum could not be found. The analysis in addition shows a higher utilization of rehabilitative procedures in eastern Germany.

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Korrespondenzadresse

Dr. Michael Schubert

Martin–Luther–Universität

Halle–Wittenberg

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