Rofo 2011; 183(3): 215
DOI: 10.1055/s-0031-1274583
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Körperfettmessung mittels MRT – Verbesserung der Insulinsensibilität durch Lebensstiländerung

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Publication Date:
22 February 2011 (online)

 

Es konnte gezeigt werden, dass viszerales Fettgewebe eine größere Rolle für die Entwicklung einer Insulinresistenz spielt als nicht viszerales Fettgewebe. Machann et al. untersuchten in ihrer Studie mittels MR-Bildgebung und MR-Spektroskopie die Auswirkung eines Lebensstilmodifikations-Programms auf die Menge und Verteilung des Körperfettes und auf die Insulinsensitivität.

Radiology 2010; 257: 353–363

Einzelschicht des Oberbauchs aus dem Ganzkörperprotokoll. nativ (a), Bestimmung des Gesamtvolumens (b), Quantifizierung von subkutanem und intraabdominalem Fettgewebe (c), alleinige Quantifizierung des subkutanen Fettgewebes (d) sowie des intraabdominalen Fettgewebes (e), (Bild: Vogt FM, Ruehm S, Hunold P et al. Fortschr Röntgenstr 2007; 179: 480–486).

Die Autoren nahmen in ihre Untersuchung insgesamt 243 Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II auf, davon waren 99 männlich und 144 weiblich. Das mittlere Alter der Frauen lag bei 44,5 Jahren, das der Männer bei 47,3 Jahren. Als erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus galten ein hoher Body-Mass-Index (BMI), ein Verwandter 1. Grades mit Diabetes mellitus und eine gestörte Glukosetoleranz bzw. ein Gestationsdiabetes. In der gesamten Kohorte wurde eine Lebensstilmodifikation angestrebt. Die Ziele waren dabei:

Gewichtsverlust von 5% des Körpergewichts, Gesamtfettanteil der Nahrung < 30% der aufgenommenen Kalorien, Aufnahme von < 10% des Fettes als gesättigte Fettsäuren und mäßige körperliche Aktivität (Wandern oder Nordic Walking) für mindestens 3 h pro Woche.

Bei Studieneinschluss und nach einem Zeitraum von 9 Monaten, während dessen die Lebensstilmodifikation durchgeführt wurde, wurden die Studienteilnehmer mittels Ganzkörper-MRT und 1H-MR-Spektroskopie untersucht. Dabei wurde in T1-Sequenzen die Verteilung des Körperfettes ermittelt und es wurde mithilfe der MR-Spektroskopie die Konzentration der hepatischen und der intramyozellulären Lipide des M. tibialis anterior und des M. soleus gemessen. Außerdem wurden zu Beginn der Studie und nach der 9-monatigen Intervention der BMI, die Waist-Hip-Ratio und die prozentuale Gesamtkörperfettmasse mittels Bioimpedanzanalyse ermittelt, und es wurde jeweils ein oraler Glukosetoleranztest zur Bestimmung der Insulinsensitivität durchgeführt.

In der Gruppe der Männer fand sich in der Ausgangsuntersuchung ein ungefähr doppelt so hoher Anteil an viszeralem Fett wie in der Gruppe der Frauen. Nach erfolgter Lebenstilmodifikation fand sich eine Reduktion des viszeralen Fettgewebes und des hepatischen Fettgehalts. Es kam zu einem signifikanten Anstieg der Insulinsensitivität. Bei Männern waren ein geringer Anteil des viszeralen Fettgewebes und des subkutanen abdominalen Fettgewebes am Gesamtkörperfett sowie eine niedrige Konzentration hepatischer Lipide bei der Ausgangsuntersuchung Prädiktoren für ein gutes Ansprechen auf die Intervention im Sinne einer Verbesserung der Insulinsensitivität. Bei den weiblichen Studienteilnehmern erwies sich nur ein niedriger hepatischer Fettgehalt als Prädiktor für eine erfolgreiche Intervention. Interessanterweise konnte auch bei Personen, die nach 9-monatiger Lebensstilmodifikation nur eine geringe Reduktion des Körpergewichtes (< 5%) aufwiesen, eine günstigere Verteilung des Körperfettes und eine Verbesserung der Insulinsensitivität erzielt werden.

Fazit

Durch Lebensstilmodifikation lässt sich bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II der Anteil des viszeralen Fettgewebes am Gesamtkörperfett sowie der hepatische Fettgehalt reduzieren und die Insulinsensitivität verbessern. Laut den Autoren profitieren insbesondere Männer mit wenig viszeralem und subkutan abdominalem Fettgewebe sowie Personen beiderlei Geschlechts mit einem niedrigen hepatischen Fettgehalt von der Lebensstilmodifikation.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt

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