Gesundheitswesen 2011; 73 - P14
DOI: 10.1055/s-0031-1274463

Mikrobiologisch-infektiologische Diagnostik der Tuberkulose: Das Oberschleißheimer Modell

M Hogardt 1, H Campe 1, A Berger 1, A Sing 1
  • 1Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass aktuell ca. ein Drittel der Weltbevölkerung mit Erregern des Mykobakterium tuberculosis Komplex (MTBK) infiziert und dass 5–10% der infizierten Personen im Laufe ihres Lebens an einer aktiven Tuberkulose (TB) erkranken. Deutschland gehört neben anderen westlichen Industriestaaten zu den Ländern mit niedriger Tuberkulose-lnzidenz. Im Jahr 2009 wurden dem RKI 4432 Neuerkrankungen gemeldet, wobei sich damit der rückläufige Trend in Deutschland fortsetzt. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unterstützt die lokalen bayerischen Gesundheitsbehörden in der mikrobiologischen Diagnose der Tuberkulose und somit darin die Empfehlungen des Deutschen Zentralkomitees für Tuberkulose (DZK) v.a. im Rahmen der aktiven Fallfindung. Dies beinhaltet ein diagnostisches Stufenschema aus Mikroskopie, kultureller Anzucht, Resistenztestung von „first-line„ Medikamenten (Rifampicin, Ethambutol, Isoniazid, Streptomycin, Pyrazinamid) und die MTBK-spezifische Nukleinsäureamplifikation (kommerzieller RNA-Nachweis, Hain Lifesience). Jährlich werden so bis zu 4000 Untersuchungsproben bearbeitet. Unter den positiven Erregernachweisen ist die Spezies M. tuberculosis nach wie vor am häufigsten (97%). Seit 2006 werden am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zusätzlich der Interferon Gamma Release Assays (IGRA) durchgeführt (IFN-gamma ELISA), um im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen latente tuberkulöse Infektionen zu identifizieren (3000–4000 Proben). Dem labordiagnostischen Nachweis einer Tuberkulose-Erkrankung kommt hinsichtlich der aktiven Surveillance der Tuberkulose-Erkrankungen in Bayern damit nach wie vor eine zentrale Bedeutung zu.