Gesundheitswesen 2011; 73 - V33
DOI: 10.1055/s-0031-1274441

Legionellen – ein Krankheitserreger aus der Umwelt

C Höller 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Obschleißheim

Legionellen sind gram-negative Stäbchenbakterien, die ubiquitär in der aquatischen Umwelt verbreitet sind. Als Krankheitserreger sind sie erstmalig 1976 beschrieben worden. In der Zwischenzeit wurde deutlich, dass zwar L. pneumophila Serogruppe 1 für die meisten Erkrankungen verantwortlich ist, die anderen Spezies aber durchaus auch eine Rolle spielen können. Den Hauptinfektionsweg stellt das Einatmen lungengängiger Aerosole dar, im Krankenhausbereich auch die Mikroaspiration. Betrachtet man die Meldezahlen für die Legionärskrankheit, so könnte der Verdacht nahe liegen, dass es sich um relativ seltene, sporadische Erkrankungen handelt. Die im CAPNETZ ermittelten Zahlen vermitteln jedoch ein anderes Bild. Aufgrund der in den regionalen Netzwerken erhobenen Befunde wird von 15.000–30.000 Fällen jährlich in Deutschland ausgegangen. Durch moderne Nachweismethoden, wie den Urin-Antigen-Test, kann im Vergleich zu früher die Diagnose sehr viel leichter gestellt werden, sofern an die Möglichkeit einer Legionellose oder eines Pontiac-Fiebers überhaupt gedacht wird. Dies ist z.B. wichtig, um nicht nur Einzelerkrankungen rechtzeitig zu diagnostizieren und richtig behandeln zu können, sondern auch Krankheitsausbrüche wie 2003 in Frankreich oder 2010 in Ulm/Neu-Ulm zu erkennen und einzudämmen.

Als Infektionsquellen kommen aerosolgenerierende Einrichtungen, wie z.B. Whirlpools, Duschen, Springbrunnen, Vernebler oder Verdunstungsrückkühlanlagen in Betracht. Begünstigende Faktoren für eine Legionellenbesiedelung sind Wassertemperaturen zwischen 25 und 45°C, ausreichendes Nährstoffangebot, wenig durchflossene Leitungsstränge, Ablagerungen im Leitungssystem etc. In Biofilmen, aber auch durch ihre Fähigkeit zum intrazellulären Wachstum in Amöben sind Legionellen vor Dekontaminations- oder Desinfektionsmaßnahmen geschützt. Die Vielzahl der in der Literatur beschriebenen Vorgehensweisen macht deutlich, dass die Beseitigung eines Legionellenbefalls schwierig sein kann. Für verschiedene Bereiche gibt es Regeln der Technik, welche bei Einhaltung dafür sorgen sollen, dass es zu keiner Vermehrung von Legionellen kommt. Da es sich jedoch häufig um kontaminierte Altanlagen handelt, wird es sich oft lediglich um eine Reduzierung des Befalls handeln können. Sowohl im Trinkwasser- als auch im Badebeckenwasserbereich gibt es Vorschläge, wie bei Legionellenkontamination abgestuft nach vorhandener Bakterienkonzentration vorgegangen werden kann, wobei die zu treffenden Maßnahmen immer auf den Einzelfall abgestimmt werden müssen.