Gesundheitswesen 2011; 73 - V23
DOI: 10.1055/s-0031-1274421

Antibiotika-Resistenz-Monitoring in Niedersachsen: Das Sentinel-System ARMIN

M Scharlach 1, D Wagner 1, J Dreesmann 1
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover

Hintergrund:

Die Resistenz zahlreicher bakterieller Infektionserreger gegenüber Antibiotika hat in den letzen Jahren zugenommen und wird gegenwärtig als eines der wichtigsten Gesundheitsprobleme in Europa angesehen. Um repräsentative Daten zu den aktuellen Trends bei stationären und ambulanten Patienten in Niedersachsen zu erhalten, wurde mit ARMIN (Antibiotika-Resistenz-Monitoring in Niedersachsen) ein Sentinel-System aufgebaut, an dem sich inzwischen 8 Großlabore beteiligen.

Methodik:

Die teilnehmenden Labore übermitteln anonymisierte Einzelfalldaten ihrer routinemäßigen mikrobiologischen Untersuchungen für 15 ausgewählte, infektiologisch relevante Keime an das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA). Die Daten erlauben eine Stratifizierung nach dem Untersuchungsmaterial, der Art des Einsenders (Niedergelassener Bereich, stationärer Bereich) und der Region (2-stellige Postleitzahl). Die Datenübermittlung erfolgt unter Verwendung der Labor-Software HYBASE™, für die eine spezielle Exportschnittstelle entwickelt wurde. Im NLGA erfolgt die Auswertung der Daten vor allem im Hinblick auf zeitliche Trends und regionale Unterschiede. Eine interaktive Datenabfrage steht im Internet unter der Adresse www.armin.nlga.niedersachsen.de zur Verfügung.

Ergebnisse:

Für die Jahre 2006–2009 liegen insgesamt rund 544 000 Erregernachweise vor. Eine Auswertung hinsichtlich der Häufigkeit von z.B. Oxacillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) zeigt folgendes Ergebnis: der Anteil der resistenten Erreger im stationären Bereich in Niedersachsen stieg von 20,3% im Jahr 2006 auf 24,5% im Jahr 2009. In den einzelnen Postleitzahlregionen schwankt der Resistenzanteil im Jahr 2009 zwischen 16,6% und 31,1%.

Diskussion:

Eine mögliche Erklärung für die Abweichung der ARMIN-Daten von Daten anderer Surveillance-Systeme sowie für die regionalen Unterschiede liegt in der laborspezifischen Diagnostik und der Eigenschaft, dass ARMIN mit den interpretierten Ergebnissen der Resistenztestung arbeitet (sensibel, intermediär, resistent). Um einheitliche Standards zu erarbeiten, wurde daher ein Qualitätszirkel der teilnehmenden Labore etabliert.