Gesundheitswesen 2011; 73 - V6
DOI: 10.1055/s-0031-1274404

i2SARE: Indikatoren zu gesundheitlicher Ungleichheit in Europas Regionen

D Krämer 1, W Hellmeier 2
  • 1Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart
  • 2Landesinstitut für Arbeit und Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Seit über 10 Jahren beschäftigt sich eine Reihe von EU-geförderten Projekten unter der Leitung des französischen Nationalverbands der regionalen Einrichtungen für Gesundheitsbeobachtung mit Gesundheitsindikatoren auf regionaler Ebene. In allen EU-Mitgliedsländern wurden Regionen identifiziert, die für die Gesundheitspolitik eine Bedeutung haben und eine Reihe relevanter Indikatoren wurde definiert und erhoben.

Aufbauend auf diesen Vorarbeiten hat das Projekt I2SARE – ebenfalls ein EU gefördertes Projekt – europaweit regionale Indikatoren zusammengestellt und damit die gesundheitliche Ungleichheit beschrieben. 37 Indikatoren aus den Bereichen Demografie, Mortalität und Morbidität, Risikofaktoren sowie zu Personal und Bettenzahlen wurden benutzt, um für 263 europäische Regionen Gesundheitsprofile zu erstellen. Kernstück jedes Gesundheitsprofils ist eine Graphik, die für jeden Indikator den Wert der Region im Vergleich zu denen der anderen Regionen enthält. Zusätzlich wird die jeweilige Region kurz beschrieben.

Um einen Überblick über die Regionen zu bekommen, wurden die Regionen entsprechend ihrer gesundheitlichen Situation und ihres Gesundheitsprofils klassifiziert. Für 10 Regionen wurde zusätzlich eine Typologisierung auf subregionaler Ebene durchgeführt.

Die optimale Verbreitung der Ergebnisse an die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger in den Regionen gehörte zu den Schwerpunkten des Projektes. Damit sollte auch eine Grundlage für die regionale Zusammenarbeit geschaffen werden. Dazu wurde ein Verzeichnis von Institutionen zur Gesundheitsbeobachtung auf regionaler Ebene angelegt sowie verschiedene Materialien für die Aufbereitung, Darstellung und Verbreitung von Gesundheitsindikatoren auf regionaler und lokaler Ebene entwickelt.

Für Deutschland entspricht die regionale Ebene den Bundesländern. Die Gesundheitsprofile zeigen, dass die deutschen Länder mit den Mortalitätsindikatoren sehr eng um den europäischen Median aller Regionen liegen. Oberhalb des Median liegen die deutschen Regionen bei der Zahl der Ärzte und der Zahl der Betten pro Einwohner und bei der Einweisung in Krankenhäuser.

Die Klassifizierung mit einer hierarchischen Clusteranalyse konnte mit 10 Indikatoren für 168 Regionen durchgeführt werden. Es wurden 8 Gruppen identifiziert. Die „alten„ Bundesländer Deutschlands bilden gemeinsam mit Luxemburg, der Mehrzahl der Bundesländer Österreichs und der belgischen Regionen eine Gruppe. Die „neuen„ Bundesländer wurden zusammen mit Wien, Brüssel, Hamburg und Bremen einer eigenen Gruppe zugeordnet.

In die subregionale Typologisierung gingen aus Deutschland die Daten für die Kreise Nordrhein-Westfalens und Baden-Württembergs ein. Nahezu alle deutschen Kreise bilden zusammen mit der Hälfte der englischen Gebiete eine Gruppe.

Die Gesundheitsprofile geben nicht nur einen guten Überblick über die gesundheitlichen Ungleichheiten in Europa sondern liefern auch einen Beitrag zur Gesundheitsberichterstattung der Länder in Deutschland. Die Klassifizierung der Regionen kann ein erster Schritt sein, ähnliche Regionen in Europa über Landesgrenzen hinweg zu finden. Weitere Informationen und Ergebnisse sind erhältlich über: www.i2sare.eu