Klin Padiatr 2011; 223 - P113
DOI: 10.1055/s-0031-1273913

Dissektion der A. vertebralis als Differentialdiagnose bei Schlaganfällen im Kindesalter am Beispiel eines 9 Jahre alten Patienten

C Martin 1, D Lothschütz 2, T Krenn 2, T Rohrer 1, W Reith 3, N Graf 2
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Homburg
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Homburg
  • 3Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Homburg

Einleitung: Die Dissektion der A. vertebralis ist eine insgesamt seltene, jedoch im Kindesalter neben kardialen Ursachen wichtige Differentialdiagnose bei Schlaganfällen im hinteren Stromgebiet. Neben offensichtlichen Traumata im Hals- bzw. Wirbelsäulenbereich sind mögliche Ursache unter anderem Erkrankungen des Bindegewebes, Vaskulitiden und Stoffwechselerkrankungen. Ein Großteil der Dissektionen ist idiopathisch.

Fallvorstellung: 9 Jahre alter Junge mit multiplen Infarkten und TIAs des hinteren zerebralen Stomgebietes 01/2009, 03/2009, 04/2009 und 07/2009, sowie im Mediastromgebiet 04/2009. Diagnostik hinsichtlich kardialer, hämatologischer, immunologischer, metabolischer, medikamentöser und parainfektiöser Genese ohne wegweisenden Befund. Dopplersonografie 04/2009: li. A. vertebralis orthogrades und retrogrades Fluss-Signal, vereinbar mit einer Dissektion. Zu diesem Zeitpunkt fand sich in MRT und konventioneller Angiografie kein entsprechendes Korrelat. 08/2009 zeigte die konventionelle Angiografie einen Thrombus der linken A. vertebralis. Dopplersonografische Verlaufskontrollen: Dissektionsmembran unverändert darstellbar. Ätiologie: Verlaufsanomalie der A. vertebralis und dadurch bedingte Enge im atlantoaxialen Übergang, Bagatelltrauma 12/08. Therapie: Trotz Antikoagulation mit Marcumar (01–03/2009), ASS (03–04/2009) und niedermolekulares Heparin (04–08/2009) traten weiterhin TIAs und Schlaganfälle auf. 08–10/2009: Argatroban und ASS bei Thrombusnachweis. 10/2009 Umstellung auf Marcumar. Seit 08/2010 Immobilisation der HWS durch Halsschiene. Seither keine TIA und kein Schlaganfall mehr. Outcome des Patienten: rechtsbetonter Intentionstremor, leichte Ataxie sowie Gesichtsfelddefekte. Keine kognitiven Defizite. Patient besucht weiterhin Regelschule.

Schlussfolgerung: Bei Schlaganfällen im Kindesalter ist die Sonografie der Halsgefäße eine schnell verfügbare und nichtinvasive Methode, die sowohl zum Screening der Halsgefäßdissektionen als auch zur Verlaufskontrolle geeignet ist.