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DOI: 10.1055/s-0031-1272815
Mononeuropathie mit Auftreibung des Nerv
Einleitung: Die hochauflösende Nervensonografie ermöglicht zunehmend, morphologische Befunde in die Diagnostik peripherer Neuropathien einzubeziehen. Hochauflösende kernspintomographische Untersuchungen werden aufgrund der hohen Kosten und der eingeschränkten Verfügbarkeit nur in geringem Maße eingesetzt. In dem hier vorgestellten Fall einer schweren Mononeuropathie erbrachte die Sonografie wichtige diagnostische Befunde und ermöglichte engmaschige Verlaufskontrollen.
Fallbeschreibung: Wir berichten über eine 53-jährige Patientin, die seit 8 Monaten an einer initial rasch progredienten senso-motorischen Mononeuropathie des N. ulnaris rechts erkrankte. Die neurographischen Untersuchungen ergaben eine hochgradige axonal betonte senso-motorische Neuropathie des N. ulnaris mit einem inkompletten Leitungsblock im mittleren Unterarm. Alle anderen Arm- und Beinnerven zeigten Normalbefunde. Es lagen keine weiteren klinischen Symptome vor. Eine nervensonographische Untersuchung konnte eine fokale Auftreibung des Nerven in Höhe des mittleren Unterarmes auf mehr als die doppelte Nervenquerschnittsfläche nachweisen. Eine Infiltration in das umgebende Gewebe fand sich nicht. Die Läsion wurde mit einer hochauflösenden kerspintomographischen Untersuchung korreliert, die den sonographischen Befund bestätigte. Eine Biopsie eines Nervenfaszikels zeigte eine polyklonale, T-lymphozytäre Zellproliferation, weitergehende Diagnostik mittels PET-CT erbrachte keinen Hinweis auf eine maligne Ätologie der Läsion oder zusätzliche pathologische Befunde. Unter der Verdachtsdiagnose einer inflammatorischen Neuropathie wurde eine Steroidtbehandlung initiiert. Der Befund wurde nervensonographisch verlaufskontrolliert und war morphologisch regredient. Der neurographische Untersuchungsbefund konnte wegen nur noch geringer Reizantworten des Nerven nicht sicher verwertet werden. Die klinischen Symptome besserten sich jedoch nicht und es wurde ca. 8 Monate nach Symptombeginn in Höhe des proximalen Unterarmes, an einer zuvor nicht erkrankten Lokalisation, eine neue fokale Nervenauftreibung diagnostiziert. Eine erneute Kernspintomografie unterstütze die sonographischen Ergebnisse. Eine erweiterte Nervenbiopsie dieser Läsion ist derzeit geplant, um die genaue Ätiologie der Erkrankung nachzuweisen.
Diskussion: Die hochauflösende Ultraschalluntersuchung der Nerven ist eine Bereicherung der Diagnostik peripherer Neuropathien. In dem hier vorgestellten Fall wird deutlich, dass durch die Möglichkeit einer morphologischen Diagnostik in der Hand des behandelnden Neurologen bedeutsame diagnostische Informationen ohne Zeitverzögerung oder wesentliche Steigerung der Kosten erzielt werden können. Die zum Vergleich angefertigten hochauflösenden Kernspintomografien bestätigten die Befunde. In diesem Fall eignet sich die hochauflösende Nervensonografie besser zur Verlaufsdiagnostik als die Neurografie und ist sogar schneller durchzuführen.