Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P341
DOI: 10.1055/s-0031-1272788

Untersuchung des kortikalen Tinnitus-Netzwerks mit Positronen-Emissions-Tomografie: Vergleich mit einem Kontrollsample

M. Schecklmann 1, M. Landgrebe 1, S. Poljansky 1, J. Burger 1, T. Pöppl 1, T. Kleinjung 1, P. Männer 1, J. Marienhagen 1, D.S. Wack 1, G. Hajak 1, B. Langguth 1
  • 1Regensburg; New York, US

Fragestellung: Neben auditorischen Arealen scheinen limbische, frontale und parietale Regionen in die Pathophysiologie des chronischen Tinnitus involviert zu sein, die die Beteiligung perzeptueller, attentionaler und emotionaler Aspekte widerspiegeln. Ziel der Arbeit war die systematische Untersuchung metabolischer Hirnaktivität mit Positronen-Emissions-Tomografie (PET) mittels SPM (Statistical Parametric Mapping) im Gegensatz zu früheren explorativen Arbeiten mit kleinen Tinnitus-Stichproben und mit Konzentration auf den auditorischen Kortex.

Methoden: Die Gehirnaktivität (FDG-PET) wurde bei 91 Patienten mit subjektivem Tinnitus (>6 Monate) und bei 20 Kontrollen (Patienten mit Verdacht auf milde kognitive Beeinträchtigung ohne einer weiteren kognitiven Verschlechterung im Verlauf) gemessen.

Ergebnisse: Patienten mit Tinnitus zeigten im Vergleich zu den Kontrollen eine höhere rechtsseitige metabolische Aktivität im präfrontalen (inferior, superior, ventromedial) und inferior parietalen Kortex. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Bereich des primär- und sekundär auditorischen Kortex.

Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu den aktuellen Daten konnten frühere PET-Untersuchungen eine auditorische Überaktivierung bei Tinnitus zeigen, was auf methodische Unterschiede zwischen den Studien (Messwiederholungsdesign, akustische Stimulation) zurückzuführen ist. Die vorliegenden Ergebnisse konnten die Beteiligung nicht auditorischer Areale an der Pathologie des Tinnitus bestätigen. Aktivität im inferior frontalen Kortex steht vermutlich in Zusammenhang mit der Top Down-Kontrolle und Unterdrückung salienter Reize wie dem Tinnitus-Geräusch, und Aktivierung in inferior parietalen Arealen mit bewusster Tinnitus-Wahrnehmung und Aufmerksamkeitszuwendung.