Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P319
DOI: 10.1055/s-0031-1272766

Der video-basierte Kopfimpulstest zur Quantifizierung peripher-vestibulärer Funktion bei Kindern und Jugendlichen

N. Lehnen 1, K. Bartl 1, S. Bardins 1, S. Kohlbecher 1, S. Glasauer 1, K. Jahn 1, E. Schneider 1
  • 1München

Fragestellung: Schwindel ist ein häufiges Leitsymptom bei Kindern und Jugendlichen. Erstaunlicherweise gibt es bisher keine Untersuchungsmethode, die bei unter 18-jährigen die peripher-vestibuläre Funktion am Krankenbett quantifiziert. Für Erwachsene wird hierfür der klinische und seit neuestem auch der video-basierte Kopfimpulstest verwendet. Unser Ziel war, den video-basierten Kopfimpulstest für die Verwendung bei Kindern und Jugendlichen zu validieren.

Methoden: Wir untersuchten Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 18 Jahren, die sich in unserer Spezialambulanz mit dem Leitsymptom Schwindel vorstellten und gesunde Kinder und Jugendliche im selben Alter. Wir führten horizontale Kopfimpulse durch. Die Augenbewegungen während der Kopfimpulse wurden mit einer Videokamera, die Kopfbewegungen mit Inertialsensoren mit einer Abtastrate von jeweils 256Hz gemessen.

Ergebnisse: Der Verstärkungsfaktor des vestibulo-okulären Reflexes (VOR) und damit die peripher-vestibuläre Funktion kann bei Kindern und Jugendlichen problemlos mit dem video-basierten Kopfimpulstest untersucht werden. Er beträgt bei gesunden Kindern und Jugendlichen im Geschwindigkeitsbereich bei 60ms 0,99±0,08 (Mittelwert±Standardabweichung) für horizontale Kopfimpulse nach links und 0,96±0,07 für Kopfimpulse nach rechts. Es ergibt sich keine signifikante Seitendifferenz (gepaarter t-Test, Signifikanzniveau 0,05). Diese Werte sind mit denen von Erwachsenen vergleichbar. Bei den Patienten konnten wir bei einem 8-jährigen Jungen mit Menière ein peripher-vestibuläres Defizit nachweisen.

Schlussfolgerungen: Mit dem video-basierten Kopfimpulstest kann schnell und zuverlässig die peripher-vestibuläre Funktion bei Kindern und Jugendlichen untersucht werden.