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DOI: 10.1055/s-0031-1272738
Exekutive Funktionen bei Patienten mit ADHS: eine EEG-Untersuchung
Einleitung: Zur Kernsymptomatik von Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung [ADHS] gehören Beeinträchtigungen der Impulskontrolle, der Aktivität und der Aufmerksamkeit. Bei erwachsenen Patienten mit ADHS finden sich vor allem Aufmerksamkeitsprobleme. Eine Untersuchung pathophysiologischer Grundlagen der genannten Leistungseinschränkungen ist durch die Ableitung ereigniskorrelierter Potentiale möglich. Daneben lassen sich Veränderungen in unterschiedlichen Frequenzbereichen, z.B. Gammaband-Oszillationen darstellen, von denen angenommen wird, dass sie eine wichtige Rolle bei der Verbindung von sensorischen und höheren kortikalen Hirnregionen spielen.
Methoden: Es wurden 28 Erwachsene mit ADHS sowie 28 gematchte Kontrollpersonen mit einem adaptierten Go/NoGo-Paradigma untersucht, das vier verschiedene Aufgabekonditionen enthält:
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„Go“: die Studienteilnehmer haben die Aufgabe, nach einem akustischen Stimulus möglichst schnell mit einem Tastendruck zu reagieren;
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„NoGo“: die Studienteilnehmer sollen nicht reagieren (Inhibition von Reaktionen);
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„Entscheidungs-Bedingung“: die Probanden können selbst entscheiden, ob sie reagieren wollen oder nicht; -Kontrollbedingung.
Die Präsentation der experimentellen Bedingungen erfolgte pseudorandomisiert. Die Aufzeichnung des EEGs wurde mit einem 32-Kanal-EEG durchgeführt. Neben der Analyse der evozierten Potentiale erfolgte eine Wavelet-Analyse mit dem Vision Analyzer Version 1.03 (Brain Products).
Ergebnisse: Bei Patienten mit ADHS zeigte sich im Vergleich zu den Kontrollpersonen eine frontozentral betonte geringere Ausprägung der P3 sowohl bei Inhibition („NoGo“) als auch bei der Entscheidungsaufgabe. Darüber hinaus zeigte sich eine frontozentrale Gammabandreaktion, die bei der Entscheidungs- und Go-Aufgabe ausgeprägter war als bei der NoGo-Aufgabe und der Kontrollbedingung. Die Art der getroffenen Entscheidung (Reaktion/keine Reaktion) hatte keinen Einfluss auf die zentrale γ-Aktivität, jedoch auf die frontale.
Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf frontale bzw. frontozentrale Auffälligkeiten bei Patienten mit ADHS bei der Inhibition von Reaktionen und dem Treffen von Entscheidungen hin. Bei einer einfachen motorischen Aufgabe fanden sich hingegen keine Auffälligkeiten. Weitere Analysen sollen zeigen, welche Hirnregionen mit den ADHS-assoziierten Dysfunktionen in Zusammenhang stehen und welche Rolle fehlerhafte Interaktionen zwischen Hirnregionen spielen.