Pneumologie 2011; 65 - PTV414
DOI: 10.1055/s-0031-1272338

Lungenfunktion bei jungen Erwachsenen – Welche Referenzwerte sollen verwendet werden?

W Marek 1, E Marek 2, J Volke 3, K Mückenhoff 1, HJ Smith 4, N Kotschy-Lang 5, M Kohlhäufl 6
  • 1Institut für Arbeitsphysiologie, Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
  • 2Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung Bochum
  • 3Institut für Sportmedizin und Sporternährung der RUB Bochum
  • 4Höchberg
  • 5BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein
  • 6Klinik Schillerhöhe Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie – Gerlingen

Einleitung: Die anthropometrischen Daten unserer Bevölkerung haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Daher stellt sich die Frage ob die bis heute genutzten Referenzwerte der European Community (ECCS) für die Lungenfunktion noch in Betracht genommen werden können. Parameter junger Erwachsener (18–25 Jahre) werden klassifiziert aus Datenberechnungen von 25-jährigen Erwachsenen. Methodik: Lungenfunktion wurde mittels Pneumotachograph (Pneumo Screen, CareFusion, Höchberg) zur Aufzeichnung der statischen und dynamischen Lungenvolumina und Fluss-Volumen Korrelation benutzt (VC, FVC, FEV1, FEV1%FVC, PEF, MEF75,50,25). Insgesamt wurden 305 (165=♀, 140=♂) nicht rauchende Studenten im Alter zwischen 18 und 26 Jahren eingeschlossen. Ergebnisse wurden mit den Referenzformeln der ECCS, SAPALDIA und LuftiBus Studien verglichen. Ergebnisse: In dem engen Altersintervall der untersuchten Probanden gab es keine Korrelation zwischen Köpergröße und BMI, aber eine leichte Tendenz eines zunehmenden BMI mit dem Alter. Lungenfunktionsparameter korrelierten signifikant mit der Körpergröße (p<0,01). FEV1 (♂=107,4±13,5%, ♀=103,6 ±12,5%) war signifikant höher als die Berechnungen nach ECCS Richtwerten (p<0,001). Alle zuvor aufgelisteten Parameter waren im Mittel um 4,5% (♂) bzw. 0,6% (♀) höher verglichen mit ECCS, SAPALDIA, LuftiBus. Daten der Männer zeigten die engste Korrelation zu den Bochumern Lungenfunktionswerten (980±7,2% pred.). Fazit: Die gefundenen Lungenfunktionswerte waren nahezu 5% höher verglichen zu den Referenzwerten der ECSS. Die Referenzwerte aus der SAPALDIA oder LuftiBus-Studie befinden sich in der gleichen Streubreite, zeigen aber im Mittel die gefunden Ergebnisse nicht wieder. Eine neue multi-zentrale Studie für aktuelle Referenzwerte wird gefordert.

Wolfgang Marek †
13. 3. 1949 – 17. 10. 2010

Lebenslauf

Berufsausbildung

1969–1975

Studium der Biologie an den Universitäten Münster und Bochum mit dem Schwerpunkt Zoologie und Physiologie

1975–1979

Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Direktor: Prof. Dr. Dr. Hans H. Loeschcke

14. Juli 1979

Promotion zum Dr. rer. nat. in der Abteilung Biologie der Ruhr-Universität Bochum, unter Prof. Dr. Dr. Hans H. Loeschcke. Thema: „Verhalten von Atmung und Kreislauf bei kontinuierlicher und kurzzeitiger elektrischer Reizung von chemosensiblen Afferenzen.“

1979–1982

Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Direktor: Prof. Dr. Dr. Hans H. Loeschcke. Arbeitsschwerpunkt: Atmungsregulation von Säugern

1982–1985

Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Physiologie der Ruhr-Universität Bochum, Direktor: Prof. Dr. Peter Scheid. Arbeitsschwerpunkt: Atmungsregulation von Reptilien

1985–1988

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Silikose-Forschungsinstitut der Bergbau-Berufsgenossenschaft im Krankenhaus Bergmannsheil, Direktor: Prof. Dr. Dr. Ulmer

4. Feb. 1998

Habilitation für das Fach Arbeitsphysiologie an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum

1988–1996

Leiter der Abteilung Pathophysiologie und Toxikologie, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut an der Ruhr-Universität Bochum, Direktor: Prof. Dr. Xaver Bauer
Arbeitsschwerpunkt: Grundlagenforschung zur Entstehung berufsbedingter Erkrankungen der Lunge und Atemwege

1996–2003

Leiter der Zytologie/Zytometrie im Forschungsinstitut für Frühdiagnose und Therapie des Bronchialkarzinoms an der Klink für Pneumologie und respiratorische Allergologie der Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum, Direktor: Prof. Dr. J.A. Nakhosteen. Arbeitsschwerpunkt: Wissenschaftliche und klinische Entwicklung der Zytometrie für die Frühdiagnose des Bronchialkarzinoms, Planung und Durchführung der RIDTELC-Lungen-Studie, Methodenentwicklung und Beurteilung der Lungenfunktionsdiagnostik

2003–2010

Leiter des Instituts für Arbeitsphysiologie an der Augusta-Kranken-Anstalt
Arbeitsschwerpunkt: Wissenschaftliche und klinische Entwicklung der Zytometrie für die Frühdiagnose des Bronchialkarzinoms, Methodenentwicklung und Beurteilung in der Lungenfunktionsdiagnostik, Grundlagenforschung zur Atemgasanalyse, Weiterentwicklung von Beurteilungskriterien des 6 Minuten Gehtest.

Lehrtätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum und ihren wissenschaftlichen Einrichtungen

1975–1985

Praktikum der Physiologie an der Ruhr-Universität Bochum

1975–1985

Tutorium zum Praktikum der Physiologie an der
Ruhr-Universität Bochum

1989–1995

Vorlesung „Hören und Sehen am Arbeitsplatz“
Innerhalb des Kurses zum ökologischen Stoffgebiet,
Teil Arbeitsmedizin in Zusammenarbeit mit
Prof. Dr. G. Reichel an der Ruhr-Universität Bochum

1993–1995

Vorlesung und praktische Übungen im Kursus „Lungenfunktion und Allergiediagnostik in der Arbeits- und Betriebsmedizin“ an der Ruhr-Universität Bochum

Seit SS 1999

Praktikum der Physiologie an der Ruhr-Universität Bochum
Tutorium zum Praktikum der Physiologie an der
Ruhr-Universität Bochum

Seit SS 2002

Seminar Physiologie an der Ruhr-Universität Bochum

Korrespondenzadresse:

Ruhr-Universität Bochum

Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung

Universitätsstraße 150

44801 Bochum

E-Mail: eike.marek@rub.de

Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir die Nachricht von dem plötzlichen Tod von Herrn PD Dr. rer. nat. Wolfgang Marek erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. verliert einen begeisterten und begeisternden Arzt und Wissenschaftler, der Enormes für die deutsche Pneumologie geleistet hat. Mit der posthumen Verleihung des diesjährigen Science-Preises der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. ehren wir nicht nur die eingereichte Arbeit sondern auch Herrn PD Dr. rer. nat. Wolfgang Marek persönlich als Arzt, Wissenschaftler und als Kollegen.

Prof. Michael Pfeifer für die DGP