Pneumologie 2011; 65 - P31
DOI: 10.1055/s-0031-1272329

Nutritional Risk Screening 2002: sinnvolles Messinstrument in der Pneumologie?

C Priegnitz 1, I Kietzmann 2, K Richter 2, M Treml 1, WJ Randerath 1, W Galetke 3
  • 1Krankenhaus Bethanien gGmbH
  • 2Solingen
  • 3Krankenhaus der Augustinerinnen Köln

Hintergrund:

Mangelernährung tritt bei 20–50% aller stationären Patienten auf und gilt als relevanter Risikofaktor hinsichtlich Morbidität und Mortalität. In einer deutschen Multizenterstudie (Pirlich et al., 2006) wurde bei 27% der Patienten eine Mangelernährung nachgewiesen, dabei waren signifikant mehr Frauen betroffen. Der Anteil Mangelernährter gemäß WHO (BMI <18,5kg/m2) lag hingegen bei 4,1%. Vor allem bei den über 65-jährigen war das Alter der bedeutendste Faktor für eine Mangelernährung. Ziel der aktuellen Studie war es, mithilfe des Nutritional-Risk-Screening 2002 (NRS) bei pneumologischen Patienten die Prävalenz eines Mangelernährungsrisikos zu beschreiben sowie Zusammenhänge zu Alter, Geschlecht, Erkrankung oder Verweildauer zu untersuchen.

Methoden:

705 konsekutive Patienten wurden in unserer pneumologischen Fachklinik hinsichtlich Alter, Geschlecht, BMI, Erkrankung, Mangelernährungsrisiko (gemäß NRS) und der Verweildauer untersucht.

Resultate:

Gemäß NRS lag bei 14,3% aller Patienten ein Mangelernährungsrisiko (ME-Risiko) vor, während gemäß WHO nur 2,5% mangelernährt waren. In der Gruppe der über 65-jährigen lagen diese Werte bei 19,6% bzw. 1,5%. Zwischen den Geschlechtern zeigte sich jeweils kein relevanter Unterschied. Das Alter trägt insgesamt signifikant zum ME-Risiko bei (OR 1,054, p<0,001). Eine vorliegende Tumorerkrankung erhöhte das ME-Risiko besonders stark (OR 2,33, p<0,001), während es bei schlafbezogenen Atmungsstörungen stark vermindert war (OR 0,04p<0,001). Bei vorliegendem ME-Risiko war die Verweildauer mit 10,2±9,5 Tagen gegenüber 5,4±6,0 Tagen signifikant erhöht (p<0,001).

Schlussfolgerung:

Der Einsatz eines validierten Screeninginstrumentes trägt maßgeblich zur Erkennung von Patienten mit ME-Risiko bei. Insbesondere die über 65-jährigen sowie bestimmte Erkrankungsgruppen bedürfen diesbezüglich einer erhöhten Aufmerksamkeit. Eine frühzeitige Intervention bei vorliegendem Risiko könnte zudem dazu beitragen, die Verweildauer zu vermindern.