Pneumologie 2011; 65 - P352
DOI: 10.1055/s-0031-1272270

Fähigkeit des Lungengewebes zur Regeneration nach schwerem ARDS

A Krill 1, H Wilkens 1, F Trudzinski 1, A Gröschel 1, R Bals 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Innere Medizin V

Einleitung:

Die Letalität beim ARDS beträgt trotz maximaler Intensivmedizin 30–70%. Da die imflammatorischen Prozesse des Syndroms nicht ausreichend erforscht sind, existieren bisher keine kausalen Therapiekonzepte. In der symptomatischen Therapie ist die maschinelle Beatmung essentiell für das Überleben der Patienten, allerdings können beatmungsinduzierte Lungenschäden den Verlauf eines ARDS wesentlich aggravieren. Diskutiert wird, ob iatrogene Barotraumen selbst an der Entwicklung eines ARDS überwiegend beteiligt sind. Bei einzelnen Patienten wurde als ultima ratio eine Lungentransplantation durchgeführt.

Fallbeschreibung:

Wir berichten über einen 29-jährigen Patienten mit schwerer beatmungspflichtiger Pneumokokkenpneumonie, septischem Krankheitsbild und schwerem ARDS, der neben einer invasiven Beatmung mittels extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) behandelt wurde. Im Verlauf entwickelte der Pat. multiple Komplikationen mit beatmungsinduziertem Pneumothorax, disseminierter intravasaler Gerinnung, Hämatothorax und Pleuraempyem. Bei respiratorischem Versagen unter maximaler Therapie wurde die Frage einer dringlichen Lungentransplantation diskutiert, jedoch aufgrund des psychosozialen Hintergrundes mit Polytoxikomanie und i.v.-Drogenabusus zurückgestellt. Trotz schwerster Lungenschädigung mit ausgeprägten Parenchymdefekten, die im CT-Thorax fast die gesamte Lungenstruktur betrafen, ließ sich nach ca. 10 Wochen eine Stabilisierung erreichen. Im weiteren Verlauf kam es innerhalb von Wochen zu einer kontinuierlichen Besserung mit Restitution des Lungenparenchyms, und Normalisierung des Gasaustausches bei guter Lebensqualität.

Schlussfolgerung:

Extrakorporale Verfahren sind geeignet, beatmungsinduzierte Lungenschäden einzugrenzen und können möglicherweise die Langzeitprognose nach überlebtem ARDS positiv beeinflussen. Auch bei weitgehend zerstört erscheinender Lungenstruktur kann eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit der Lunge bestehen.