Pneumologie 2011; 65 - P177
DOI: 10.1055/s-0031-1272268

Zwischenfälle in der Beatmungsmedizin durch Kompatibiliätsprobleme von Beatmungssystemen

S Stieglitz 1, WJ Randerath 1
  • 1Bethanien Krankenhaus Solingen

Einleitung: Die Kompatibilität verschiedener Beatmungssysteme ist problematisch und kann zu Zwischenfällen führen. Dies betrifft sowohl die parallele Verwendung von Ventilatoren für invasive wie nicht-invasive Beatmung (NIV) als auch bestimmte Ausatemventile.

Methodik: Anhand von 3 Fallberichten werden Beatmungszwischenfälle durch Kompatibilitätsprobleme demonstriert.

Ergebnisse: Charakteristisch für Heimbeatmungsgeräte ist die Verwendung von 1-Schlauchsystemen. Bei invasiver Beatmung wird das CO2 dabei über ein Exspirationsventil im Schlauch ausgeleitet. Im ersten Fall hat sich eine 67-jährige Heimbewohnerin, die seit 9 Monaten außerklinisch invasiv beatmet wurde, diskonnektiert und anschließend selbst rekonnektiert. In der Hektik des Notfalls hat die Bewohnerin die Tubusverlängerung nicht auf den Beatmungsschlauch, sondern auf das Exspirationsventil aufgesteckt. In der Folge wurde die Patientin nicht mehr beatmet und musste reanimiert werden.

Ein weiterer Zwischenfall wurde durch die Kompatibilität von NIV-Respiratoren mit Tubus- und Schlauchsystemen für invasive Beatmung ermöglicht. Da Geräte für NIV auf Exspirationsventile in der Maske angewiesen sind, fehlt bei versehentlicher Konnektion an einen endotrachealen Tubus die Möglichkeit zur CO2-Elimination. Das pCO2 stieg bei solch einer Fehlkonnektion auf 148mmHg bei guter Oxygenierung (pO2 148mmHg). Ferner trat eine bei Apnoevenitlation häufig beobachtete metabolische Azidose auf (BE -19,8; pH 6,8).

Im dritten Fall ist ein NIV-Patient zu Hause versehentlich mit einer non-vented Maske (ohne Ausatemventil) umversorgt worden. Wegen fehlender CO2-Elimination kam es zu einem respiratorischen Notfall mit Hyperkapnie (pCO 104mmHg), so dass die Einlieferung mit dem Notarzt notwendig wurde.

Schlussfolgerung: Zu fordern sind technische Lösungen von der Industrie, um diese durch unnötige Kompatibilität der Systeme bedingten Zwischenfälle unmöglich zu machen und damit die Sicherheit in der Beatmungsmedizin zu erhöhen.