Pneumologie 2011; 65 - P183
DOI: 10.1055/s-0031-1272267

Lungenödem und Mediastinalemphysem als Folge einer Intubationsnarkose

M Ay 1, K Siemon 1, P Haidl 1, D Köhler 1
  • 1Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft

Hintergrund:

Ein 21j Patient stellte sich mit thorakalen Schmerzen und Hämoptysen vor. Anamnestisch war der Pat. zwei Tage vor Aufnahme am oberen Sprunggelenk links bei Ruptur des Lig. talofibulare ant. operiert worden. Während der Narkoseeinleitung habe er stark husten müssen, ebenfalls bei der Narkoseausleitung. Nachts sei er wegen Übelkeit aufgewacht und habe einmalig frischblutig erbrochen. Anschließend Gefühl der Kurzatmigkeit. Am Folgetag thorakale Schmerzen und gelblich und auch frischblutiger Auswurf.

Diagnostik:

Lungenfunktions- und blutgasanalytisch keine wesentlichen Einschränkungen.

In den mitgebrachten Röntgenaufnahmen fanden sich beidseitige noduläre Veränderungen sowie ein vorbeschriebenes Pneumomediastinum. In der Röntgenkontrolle bei uns deutliche Befundbesserung mit nahezu kompletter Rückläufigkeit der nodulären Veränderungen.

Echokardiographisch unauffälliger Befund, insbesondere kein Pericarderguß.

Die mitgebrachten Laborbefunde zeigen eine Entzündungskonstellation mit Leukozytose 25/nl und ca. 10fach erhöhtem CRP Wert, so dass er möglicherweise, im Rahmen des anamnestisch blutigen Erbrechens, auch aspiriert hat. Unser Aufnahmelabor zeigt ein rückläufiges CRP sonst keine Auffälligkeiten.

Therapie:

Fortführung der begonnenen antibiotischen Therapie mit Augmentan und Roxithromycin.

Diskussion:

Am ehesten handelt es sich um ein Lungenödem und Mediastinalemphysem als Folge eines massiv erhöhten intrathorakalen Druckes im Rahmen der Intubationsnarkose.

Das Negativdrucködem der Lunge (negative pressure pulmonary edema, NPPE) ist eine relativ seltene perioperative Komplikation mit unterschätztem Krankheitswert. Es wird eine Prävalenz von 1 pro 1000 Vollnarkosen berichtet. [Halow KD, Am Surg 1993, Scarbrough FE Anesth Prog 1997]. Das NPPE entwickelt sich in der Folge tiefer Inspirationsbemühungen bei verschlossenen zuführenden Luftwegen. Der Postextubations-Laryngospasmus ist mit 50% der häufigste Auslösemechanismus.