Pneumologie 2011; 65 - V190
DOI: 10.1055/s-0031-1272241

Häufigkeit thrombembolischer Komplikationen beim Lungenkarzinom zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und im Verlauf

C Crolow 1, M Samulowski 1, T Blum 1, J Kollmeier 1, W Grüning 1, N Schönfeld 1, R Bittner 2, TT Bauer 1
  • 1HELIOS Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn, Klinik für Pneumologie
  • 2HELIOS Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn, Institut für Radiologie

Hintergrund: Thrombembolische Komplikationen bei Lungenkrebspatienten gelten als häufig, eine frühe Lungenarterienembolie (innerhalb der ersten 3 Monate nach Diagnosestellung) wird als negativer Prognosefaktor angesehen. Dabei stellt die Tumorerkrankung selbst sowie einzelne Chemotherapien unabhängige Risikofaktoren dar.

Methode: Alle Patienten mit Erstdiagnose eines Lungenkarzinoms wurden seit 01/2008 prospektiv erfasst und hier bis 09/2010 retrospektiv bzgl. thrombembolischer Komplikationen ausgewertet. Eine Lungenarterienembolie (LAE) wurde in der Computertomografie, oder bei Kontrastmittelallergie durch die Szintigrafie belegt. Tiefe Venenthrombosen (TVT) wurden mittels Kompressionsultraschall belegt.

Ergebnisse: In den 33 Monaten wurde in unserem Zentrum bei 1722 Patienten (1077Männer, 650 Frauen) die Erstdiagnose eines Lungenkarzinoms gestellt (185/1722 Kleinzellige Lungenkarzinome (SCLC; 11%) und 1537 Nichtkleinzellige Lungenkarzinome (NSCLC; 89%)). Insgesamt traten bisher bei 132 Patienten (7,7%) thrombembolische Komplikationen auf. Wir dokumentierten 75 LAE und 75 TVT. Bei Erstdiagnose war bereits bei 33 Patienten (1,9%) eine TVT und/oder LAE nachweisbar (TVT n=11, LAE n=13 und TVT+LAE n=9). Im Verlauf der Erkrankung traten bisher bei 99 Patienten (5,7%) entsprechende Komplikationen auf. (TVT n=46, LAE n=44, TVT+LAE n=9).

Schlussfolgerungen: Bei ca. jedem 50sten Patienten liegt bei der Erstdiagnose eines Lungenkarzinoms bereits eine thrombembolische Komplikation vor. Im weiteren Krankheitsverlauf erleiden mehr als 5,7% der Patienten ein entsprechendes Ereignis. Auf dem Boden dieser Ergebnisse sollte der Stellenwert einer entsprechenden Prophylaxe erneut diskutiert werden.