Pneumologie 2011; 65 - V393
DOI: 10.1055/s-0031-1272229

Experimentelle Untersuchung zum Einfluss von akutem Stresserleben bei COPD

K Kühl 1, J Klinge 2, YA Nestoriuc 2, S Winterkamp 3, B Sczepanski 3, M Bönsch 3, W Rief 2, K Kenn 3
  • 1Philipps-Universität Marburg, Schön Klinik Berchtesgadener Land
  • 2Philipps-Universität Marburg
  • 3Klinik Berchtesgadener Land

Einleitung: COPD ist eine der schwerwiegendsten chronischen Erkrankungen. Es liegen jedoch nur wenige Erkenntnisse zum Einfluss von akutem Stress bei COPD vor.

Fragestellung: Welchen Einfluss hat akutes Stresserleben bei COPD Patienten?

Patienten und Methode: 30 stationäre Patienten mit COPD III/IV und 30 orthopädische Kontrollpatienten, ohne Einschränkung der Lungenfunktion, wurden einem standardisierten experimentellen Stress-Test unterzogen. Dieser umfasst einen mentalen, einen sozialen Stressor sowie eine kognitive Aufgabe. Vor und nach jedem Test wurden Herzrate (HR), Sauerstoffsättigung (SaO2) und Lungenfunktion (FEV1, FEV1/FVC) gemessen sowie das subjektive Stressempfinden (Trierer Inventar zum chronischen Stress), die psychische und körperliche Symptombelastung (Brief Symptom Inventory) erfragt.

Ergebnisse: COPD Patienten zeigten infolge des Stresstests eine signifikant höhere Symptombelastung sowie ein erhöhtes Stressempfinden im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Das subjektiv erhöhte Stresserleben spiegelte sich physiologisch in einem signifikanten Anstieg in SaO2 und HR bei den COPD Patienten wieder. Nach dem Stressor trat eine signifikante Obstruktion bei 20% der COPD Patienten und bei keinem Kontrollpatienten auf. Die drei Stressbedingungen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Stressreaktionen.

Fazit: COPD Patienten reagieren psychophysiologisch stärker auf akuten Stress als Kontrollpersonen ohne Lungenerkrankung, wobei 20% eine ernstzunehmende Stress induzierte Obstruktion zeigten. Weitere Untersuchungen vermittelnder Faktoren sind erforderlich, besonders im Hinblick auf mögliche psychologische Interventionen.