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DOI: 10.1055/s-0031-1272211
Lungenemphysem bei (nahezu) normaler FEV1: Grenzen der Definition der COPD
Einleitung: Die COPD ist definiert als eine nicht vollständig reversible Limitierung des Atemflusses auf dem Boden einer obstruktiven Bronchiolitis und/oder eines Lungenemphysems. Ihr Schweregrad wird durch die Einschränkung der FEV1 und die Höhe des paO2 festgelegt.
Fragestellung: Finden sich im HR-CT Zeichen eines Emphysems auch bei normaler (bzw. bei nahezu normaler) FEV1?
Methodik: Es werden 3 Fälle (männl., kein Alpha-1-Antitrypsinmangel, Exraucher mit Nikotinkonsum bis 60 Packyears) mit Emphysem bei fast normaler bis hochnormaler FEV1 beschrieben. Im CT erheblicher Umbau des Lungenparenchyms bis hin zu ausgedehnten bzw. multiplen Bullae, begleitet von einer ausgeprägten Einschränkung der Diffusion (TLCO SB), z.T. mit schwerer respiratorischer Insuffizienz.
Fall 1: 76j. Pat.: Atemnot beim Waschen, wenigen Treppenstufen. Lungenfunktion (LuFu.): FEV1: 2,86 (96%)l, ITGV: 4,30 (115%)l, Diff.: 3,88 (44%) mmol/min/kpa; Blutgasanalyse (BGA): paO2 68, paCO2 27 Torr.
Fall 2: 32j. Pat.: Atemnot bei „längerer Belastung“, starker Gewichtsverlust, Nachtschweiß. LuFu.: FEV1: 5,03 (110%)l, ITGV: 5,75 (162%)l, Diff.: 9,07 (72%)mmol/min/kpa; BGA: paO2 72, paCO2 42 Torr.
Fall 3: 59j. Pat.: Neurofibromatose. Dyspnoe bei geringster Bewegung. LuFu.: FEV1: 2,60 (109%)l, ITGV: 2,48 (82%)l, Diff.: 1,71 (24%) mmol/min/kpa; BGA (unter 5l O2/min): paO2 42, paCO2 24 Torr.
Schlussfolgerungen: Im Einzelfall schließt eine nicht bzw. gering eingeschränkte FEV1 selbst ein schweres Emphysem nicht aus. Die Definition und Einteilung der COPD in die 4 Schweregrade nach GOLD stößt hierbei an ihre Grenzen. Bleibt trotz normaler Spirometrie der Verdacht auf eine COPD bestehen, ist eine Bestimmung der Diffusion und eine bildgebende Diagnostik mittels Computertomogramm zwingend. Es stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien in diesen Fällen die Therapie durchgeführt und deren Wirksamkeit geprüft werden soll.