Pneumologie 2011; 65 - P427
DOI: 10.1055/s-0031-1272170

Erste praktische Erfahrungen bei der routinemäßigen Erfassung der Qualitätsindikatoren der S3-Leitlinie Lungenkarzinom mit altem und neuem TNM-System

T Blum 1, J Kollmeier 1, N Schönfeld 1, W Grüning 1, S Delis 1, W Ammenwerth 1, W Nehls 1, TT Bauer 1
  • 1HELIOS Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn, Klinik für Pneumologie

Hintergrund: Qualitätssicherung ist ein essenzielles Mittel bei der Überprüfung und Optimierung der Versorgungsqualität. Aus diesem Grund enthält die Anfang 2010 veröffentlichte S3-Leitlinie (S3-LL) zur Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, deren Empfehlungen sich noch auf das alte TNM-System (UICC 6) beziehen, neun Qualitätsindikatoren (QI). Bislang wurden diese aber weder in der Praxis evaluiert bzw. Referenzintervalle festgelegt. Ebenso existieren noch keine Erfahrungen in deren Anwendbarkeit im Hinblick auf das neue TNM-System (UICC 7).

Methode: Einschluss in diese Studie fanden alle Patienten unseres Zentrums mit Erstdiagnose (ED) eines Lungenkarzinoms, welche vom 01.01.2008 bis 31.12.2009 prospektiv in unserem Tumordokumentationssystem (TDS) und Krankenhausinformationssystem (KIS) erfasst wurden. Bei der retrospektiven Auswertung wurden 2 Kollektive gebildet, die entweder nach altem (ED in 2008) bzw. neuem TNM-System (ED in 2009) stadiiert wurden. Basis der Bestimmung der QI waren ausschließlich Abfragen der routinemäßigen Dokumentationen in unserem TDS bzw. KIS.

Ergebnisse: Beide Kollektive wiesen vergleichbare Charakteristika auf (Tab.1). Für 7 von 9 QI konnten jeweils ein Ergebnis mit Zähler und Nenner gemäß S3-LL-Vorgaben bestimmt werden (Tab.2). 2 QI (QI 1: Angebot Raucherberatung, QI 9: Angebot Reha-Maßnahme) waren mit unserem TDS bzw. KIS nicht abbildbar.

Schlussfolgerungen: In der retrospektiven Auswertung unseres monozentrischen Kollektivs konnten bereits 7 der 9 S3-LL-QI allein durch Abfrage von TDS und KIS bestimmt werden und dienen so der Verbesserung der Versorgungsqualität in unserem Lungenkrebs- und Thoraxzentrum. Unsere Zahlen erlauben – auch für das neue TNM-System – erste Rückschlüsse auf die noch nicht festgelegten Referenzintervalle der S3-LL-QI. Die S3-LL-QI sollten im Rahmen einer prospektiven, multizentrischen Studie weiter evaluiert werden.

Tab.1: Patientencharakteristika in den beiden Kollektiven von 2008 (UICC 6) und 2009 (UICC 7)

Patientencharakteristika

01.01.-31.12.2008 UICC 6

01.01.-31.12.2009 UICC 7

Anzahl (n)

595

641

Alter (Jahre)

MW 65,0±10,8

Median 65,0 (19–108)

MW 65,9±9,6

Median 66,0 (36–90)

Geschlecht (W/M)

36,5%/63,5%

37,1%/62,9%

Stadium bei ED

SCLC

NSCLC

SCLC

NSCLC

I

5,0%

20,5%

2,1%

19,6%

II

3,8%

7,8%

0%

12,0%

III

34,2%

29,3%

43,8%

25,0%

IV

55,7%

40,1%

54,2%

42,3%

Unbekannt

1,3%

2,3%

0%

1,1%

Tab.2: Exemplarische Darstellung der Ergebnisse von 3 der 7 abbildbaren S3-LL-QI

Qualitätsindikator

Zähler

Nenner

Ergebnis

QI 3: Adjuvante Chemotheraoie bei Pat. mit NSCLC nach Rü-Resektion und systematischer Lymphknotendissektion in den Stadien II bis IIIA1/2

2008: 22 Pat.

2008: 53 Pat.

2008: 41,5%

2009: 41 Pat.

2009: 98 Pat.

2009: 41,8%

QI 4: Kombinierte Radiochemotherapie im Stadium IIIA4/IIIB beim NSCLC

2008: 69 Pat.

2008: 151 Pat.

2008: 45,6%

2009: 73 Pat.

2009: 148 Pat.

2009: 49,3%

QI 5: Cisplatin-basierte Kombinationschemotherapie bei Pat. mit NSCLC in den Stadien IIIB (Pleuraerguss) und IV

2008: 102 Pat.

2008: 297 Pat.

2008: 34,3%

2009: 109 Pat.

2009: 316 Pat.

2009: 34,4%