Pneumologie 2011; 65 - P440
DOI: 10.1055/s-0031-1272166

Legionella Ausbruch durch ein Rückkühlwerk in einer süddeutschen Großstadt: Klinische, mikrobiologische und epidemiologische Daten

C Lück 1, G Härter 2, A Essig 2, T Gonser 2, B Stefan 3, H von Baum 2
  • 1Institut Med. Mikrobiologie/Hygiene Dresden
  • 2Universitätsklinikum Ulm
  • 3Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg – Stuttgart

Ende Dezember 2009 Anfang Januar 2010 ereignete sich der bisher größte epidemische Ausbruch von Legionella-bedingten Pneumonien in Deutschland im Raum Ulm/Neu-Ulm. Nach Bekanntwerden der ersten Fälle wurde eine Arbeitsgruppe von lokalen und Landesbehörden gebildet, die die Koordinierung weiteren Untersuchungen übernahm.

Insgesamt 64 Fälle konnten durch Kultur, Urinantigennachweis und/oder PCR als Legionellose bestätigt werden. Die Patienten waren zwischen 29 und 96 (im Durchschnitt 67) Jahre alt. Das Verhältnis männlicher zu weiblicher Patienten (43 versus 21) zeigte die bekannte Verteilung. Fünf Patienten verstarben (Letalität 8%), davon waren 4 über 80 Jahre alt. Alle Patienten wurden mit Levofloxacin oder Clarithromycin behandelt.

Epidemiologische Untersuchungen konnten gemeinsame Infektionsquellen wie z.B. Hotels, öffentliche Gebäude, Schwimmbäder ausschließen. Daher konzentrierte sich die Suche nach der Infektionquelle auf feuchte Rückkühlwerke innerhalb der Städte Ulm und Neu-Ulm. Insgesamt 30 feuchte Rückkühlwerke wurden inspiziert und Proben für die mikrobiologische Analyse gewonnen. Anschließend wurden die Kühltürme stillgelegt. In 9 Rückkühlwerken wurden Legionellen unterschiedlicher Spezies und Serogruppe gefunden.

Ein Rückkühlwerk auf einem Bürogebäude konnte eindeutig als Infektionsquelle identifiziert werden, da die Stämme von acht Patienten und diesem Kühlturm übereinstimmend als Legionella pneumophila Serogruppe 1, monoklonale Subgruppe Knoxville, Sequenztyp 62 bestimmt werden konnten. Dieser Stamm wurde bisher in verschiedenen Ländern häufig bei Patienten und selten in Routineproben aus Wassersystemen gefunden. Somit kann man schlussfolgern, dass es sich um einen hochvirulenten Stamm handelte, der den Ausbruch verursacht hat.