Pneumologie 2011; 65 - P441
DOI: 10.1055/s-0031-1272152

Kontrolliertes und unkontrolliertes allergisches Asthma in der fachärztlichen Routineversorgung – Ergebnisse einer bundesweiten klinisch-epidemiologischen Studie in Deutschland

H Wittchen 1, S Mühlig 2, O Riedel 3
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Technische Universität Dresden
  • 2Technische Universität Chemnitz
  • 3Technische Universität Dresden

Bislang liegt keine befriedigende klinisch-epidemiologische Charakterisierung von Patienten mit allergischem Asthma (AA) vor, die im niedergelassenen Facharztsektor betreut werden. Gegenstand des sap-NEEDs-Projekts (Severe Allergic Asthma: Prevalence and Current Treatment Needs) war die Häufigkeit und Kontrolle des AA in diesem Sektor sowie deren Prädiktoren. In drei Stufen wurde die aktuelle Versorgungssituation von Asthmapatienten erhoben (Stufe 1) sowie eine querschnittliche epidemiologische Untersuchung an Patienten mit AA (Stufe 2) und eine Längsschnittbeobachtung von Patienten mit schwerem AA (SAA, Stufe 3) durchgeführt. An Stufe 2 haben sich aus einer Grundgesamtheit von 756 Facharztpraxen für Pulmonologie 146 Praxen beteiligt und 572 zufällig ausgewählte Patienten mit AA untersucht. Neben einer Beurteilung durch den Facharzt (Lungenfunktionsdiagnostik, aktueller Schweregrad nach NVL und Kontrolle nach GINA) füllten die Patienten standardisierte Fragebögen zur Erfassung der Lebensqualität (AQLQ, EQ-5D), der Asthmakontrolle (ACT) sowie psychischer Störungen aus. Vor Behandlungsbeginn waren 20,9% der Patienten auf NVL-Stufe I, 37,5% auf Stufe II und 28,8% auf Stufe III. 12,9% der Patienten hatten SAA (Stufe IV). Die Mehrheit der Patienten war weiblich (58,5%) und 47,5±16,3 Jahre alt (mittleres Erkrankungsalter: 29,4±17,2 Jahre). Nach GINA lag eine vollständige Asthmakontrolle bei 65,4% vor. 30,3% waren teilweise bzw. 4,4% unkontrolliert. Die Kontrollraten waren am höchsten bei Patienten mit initialer NVL-Stufe I (83,6%) und nahmen in den höheren Stufen deutlich ab (NVL-IV: 29,3%). Aus Patientensicht (ACT) waren 19,9% vollständig, 44,2% teilweise und 35,8% unkontrolliert. Die Daten zeigen, dass jeder vierte Patient in der spezialisierten Versorgung an AA leidet, mit einem hohen Anteil an schwerstgradig Erkrankten. Die Abweichungen zwischen Arzt- und Patienteneinschätzung hinsichtlich Kontrolle deuten auf ein hohes Ausmaß ungedeckter Versorgungsbedürfnisse hin.