Pneumologie 2011; 65 - P255
DOI: 10.1055/s-0031-1272103

Hypereosinophiles Syndrom mit kardiopulmonaler Manifestation

M Heilmann 1, B Schönhofer 1
  • 1Klinikum Region Hannover, Abt. Pneumologie

Ein 63j. Pt. stellte sich mit Abgeschlagenheit und Belastungsdyspnoe in der Notaufnahme vor. In der Vorgeschichte kein Fieber, kein Gewichtsverlust. Berufliche diverse Auslandsaufenthalte.

Am Aufnahmetag erfolgte bei klinischer Linksherzinsuffizienz mit Pleuraergüssen, Troponinerhöhung und ST-Streckensenkung die Aufnahme auf die Intensivstation bei V.a. nichttransmuralen Myokardinfarkt. Mittels Herzkatheter wurde eine KHK ausgeschlossen und eine Myokarditis mit erheblich eingeschränkter LV-Funktion diagnostiziert (EF25%). Der Patient erhielt ACE-Hemmer und β-Blocker, worunter sich klinisch keine Besserung zeigte. Radiologisch bestanden diffuse Infiltrate und Pleuraergüsse. Im Pleurapunktat zeigte sich lediglich eine geringgradige Eosinophilie, im Differenzialblutbild jedoch eine Eosinophilie von 44% und 13% Eosinophile in der anschließend durchgeführten BAL. Bei V.a. ein hypereosinophiles Syndrom führten wir eine Myokardbiopsie durch, welche eine ausgeprägte Myokardinfiltration mit 80% eosinophilen Granulozyten zeigte. Die infektiologische Diagnostik und Tumorsuche blieb ohne wegweisenden Befund. Eine medikamentös verursachte Eosinophilie konnte ausgeschlossen werden. Unter hochdosierter Steroidtherapie mit 1mg/kg KG normalisierte sich die Blut-Eosinophilenzahl innerhalb von 4 Tagen, Pleuraergüsse und Infiltrate waren rückläufig. Die LV-Funktion besserte sich echokardiographisch auf 40%. Retrospektiv waren bei dem Patienten bereits seit 3 Jahren erhöhte Eosinophilenwerte (bis 18% im diffBB) aufgefallen.

Fazit: Hypereosinophile Syndrome können aufgrund der Multiorganbeteiligung diverse klinische Manifestationen aufweisen. Im vorliegenden Fall wurde zunächst von einer Linksherzdekompensation bei Myokardinfarkt mit zusätzlicher Bronchopneumonie ausgegangen. Erst die Verdachtsdiagnose des Hypereosinophilen Syndroms führte zur adäquaten Diagnostik und Therapie.