Pneumologie 2011; 65 - P300
DOI: 10.1055/s-0031-1272102

Fallvorstellung: EBV positive lymphomatoide Granulomatose

L Witte 1, K Dalhoff 1, J Rupp 1
  • 1Universitätsklinikum Lübeck

Bei einem 46-jährigen Patienten war im Rahmen der Abklärung rezidivierender pulmonaler Infekte CT-morphologisch eine Kaverne im rechten Oberlappen und ein Rundherd im rechten Unterlappen diagnostiziert worden. Bei bekanntem im Jahre 2000 vordiagnostizierten Hodgkin-Lymphom wurde nach hinreichender Prüfung der Operabilität eine atypische Resektion der Segmente II und VI mit Ausschluss eines Malignoms durchgeführt. Auch nach der Lungenteilresektion stellte sich der Patient wiederholt mit respiratorischen Infekten in der Poliklinik vor. Mikrobiologisch waren Hämophilus influenzae, Branhamellen, Staphylokokken und Pseudomonaden gefunden worden. Unter oraler antibiotischer Therapie kam es zu einer Besserung der Symptome, die jedoch meist nur für wenige Wochen anhielt.

Untersuchungen: Histologisch zeigte sich in der Nachbeurteilung des Oberlappenteilresektats eine ausgeprägte reaktiv entzündliche lymphatische Infiltration des Lungenparenchyms im Sinne einer lymphomatoiden Granulomatose bei deutlicher Epstein Barr Virus (EBV)-Reaktivierung. Im Blut war EBV-DNA mit 2800 Kopien/ml nachweisbar. Immunglobuline und Komplementspiegel lagen im Normalbereich.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Es ergibt sich das Bild einer lymphomatoiden EBV positiven Granulomatose bei ausgeprägtem Immundefekt. Aufgrund des Alters des Patienten und der stattgehabten schweren Infektion wurde ein Therapieversuch mit pegyliertem Interferon 2 alpha begonnen.

Diskussion: Die lymphomatoide Granulomatose ist eine seltene Differenzialdiagnose chronisch entzündlicher, fokaler Lungeninfiltrate. Ein Zusammenhang des zugrunde liegenden Immundefekts mit dem Hodgkin-Lymphom und der erfolgten Chemotherapie ist zu diskutieren. Ob die EBV positive Erkrankung ihrerseits bereits die Vorstufe eines hochmalignen Non-Hodgkin Lymphoms darstellt, muss derzeit offen bleiben.