Pneumologie 2011; 65 - P360
DOI: 10.1055/s-0031-1272070

Hernien der Lunge – Diagnose, klinische Bedeutung und Verlauf

R Kubale 1, A Grgic 2, A Bücker 3, H Wilkens 4
  • 1Gemeinschaftspraxis Radiologie Pirmasens
  • 2Universitätsklinikum Homburg/Saar, Department für Nuklearmedizin
  • 3Department für diagnostische und interventionelle Radiologie, Homburg
  • 4Universitätsklinikum des Saarlandes, Medizinische Klinik V

Einleitung:

Lungenhernien – erstmals beschrieben von Roland 1496– sind charakterisiert durch eine abnormale Vorwölbung der Lunge durch einen Defekt der Thoraxwand bzw. durch die deckenden Faszien der Lungenspitze. Ursache sind entweder ein erhöhter intrathorakaler Druck oder eine Schwäche der Wand. Ziel ist es, die Spannbreite der klinischen und radiologischen Befunde sowie ihre Differenzialdiagnostik darzustellen.

Material und Methodik:

Im Zeitraum von 2002 bis 2009 wurden 4 Patienten (Alter 37 bis 62 Jahre, 2Männer, 2 Frauen) gesehen, die mit einer Raumforderung der lateralen Thoraxwand (n=2) oder der Lungenspitze auffielen (n=1). Einmal war nur eine Hernierung durch das Zwerchfell im CT zu erkennen. 2 Patienten konnten bis 5 Jahre kontrolliert werden.

Ergebnisse:

Bei allen Patienten handelte es sich um Thoraxwandhernien (n=3) bzw. eine Zwerchfellhernie (n=1), die primaer sonographisch durch den Nachweis von Luft (n=2) bzw. durch ergänzende Lungenübersichtsaufnahmen (n=1) und als Zufallsbefund im CT (n=1) diagnostiziert wurden. Typisch ist ein luftgefüllter Hohlraum in den extrathorakalen Weichteilen, dessen Volumen unter Pressen zunimmt. Zweimal war die Ursache ein Trauma mit Ruptur der Interkostalmuskeln sowie eine Pseudarthrose nach Rippenfraktur.

Diskussion:

Lungenhernien galten bisher als selten. Bis 1968 wurden 260 Fälle vorwiegend posttraumatischer bzw. stich- und schußbedingter Ursache beschrieben. Seitdem werden sicherheitsgurtbedingte Verletzungen sowie thoraxchirurgische Eingriffe als Hauptursache berichtet. Obwohl bereits die Klinik mit Größenzunahme bei Exspiration und Pressen wegweisend sind, können bereits Sonografie und Thoraxübersichtsaufnahmen in In- und Exspiration die Diagnose beweisen. Sonographische und computertomographische Erscheinungsform, Differenzialdiagnostik und therapeutische Optionen werden diskutiert.