Pneumologie 2011; 65 - P105
DOI: 10.1055/s-0031-1272028

Umweltbedingte Pleuraasbestose, eine Fallvorstellung

B Probst 1, K Husemann 1, M Kohlhäufl 2
  • 1Klinik Schillerhöhe Zentrum für Pneumologie – Gerlingen
  • 2Klinik Schillerhöhe Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie – Gerlingen

Einleitung: Das endemische Vorkommen von Pleuraplaques durch umweltbedingte Einwirkungen von Asbest in der südöstlichen Türkei ist bekannt. In Regionen mit natürlich vorkommendem Tremolit (Amphibolasbest) sind in ländlichen Regionen praktisch alle Häuser mit asbesthaltigem Material errichtet und die Bewohner nutzen asbesthaltige Mineralprodukte zum Streichen von Wänden und Böden. Die Prävalenz einer diffusen Pleuraasbestose wird zwischen 3 und 6,5% angegeben.

Fallvorstellung: Wir berichten über einen 52-jährigen Patienten, der sich im Rahmen einer gutachterlichen Untersuchung mit der Frage nach einer BK 4301 bei uns vorstellte. Anamnestisch bestanden die geschilderten Beschwerden bestehen in erster Linie in leichten retrosternalen Thoraxschmerzen und Refluxösophagitis, sowie chronischer Belastungsdyspnoe. Der Versicherte war im Abfallbentsorgungsbereich und als Gießereihelfer tätig. Der radiologische Befund zeigte multiple kalzifizierte Pleuraplaques beidseits pleural und diaphragmal. Lungenfunktionell bestanden keine relevanten Einschränkungen.

Die Ermittlungen des technischen Aufsichtsdienstes konnten bei keiner der angegebenen beruflichen Tätigkeiten eine Asbestbelastung eruieren.

Der Patient stammte aus der Region Gaziantep (Anatolien, Türkei), wo er bis zum 29. Lebensjahr ansässig war. Aufgrund der Anamnese und der am Herkunftsort beschriebenen natürlichen Asbestexposition war somit von einer umweltbedingten Pleuraasbestose auszugehen.

Zusammenfassung: Bei Vorliegen einer asbestbedingten Lungen- bzw. Pleuraerkrankung sollte bei fehlendem Anhalt für eine berufliche Exposition die Herkunft des Patienten detailliert erfragt werden. In bestimmten Gebieten der Osttürkei ist von einer relevanten natürlichen Asbestexposition auszugehen, die zu einer umweltbedingten Asbestose führen kann und gutachterlich berücksichtigt werden muss.