Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8(2): 58
DOI: 10.1055/s-0031-1271495
Moderne Senologie im komplexen interdisziplinären Umfeld

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Interdisziplinäre operative Konzepte für alle Stadien des Mammakarzinoms

Grußwort der Deutschen KrebsgesellschaftWerner Hohenberger Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft
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Publication Date:
17 June 2011 (online)

Die Deutsche Gesellschaft für Senologie hat in den letzten 30 Jahren das Konzept der Behandlung vor allen Dingen des Mammakarzinoms konsequent und sehr erfolgreich fortentwickelt. Auch die Früherkennungsmaßnahmen wurden einbezogen. Letztlich hat sicherlich diese Gesellschaft mit dazu beigetragen, dass trotz Zunahme der Inzidenz um ca. 30 % in den letzten 30 Jahren die Mortalität des Mammakarzinoms stetig weiter abnimmt. 

In dieser Zeit ist die operative Primärbehandlung des Mammakarzinoms in den westlichen Bundesländern vollständig und in den östlichen wohl inzwischen auch ganz überwiegend aus der Hand der Chirurgen in die der Gynäkologen übergegangen. Das Konzept von Früherkennung, operativer Behandlung und Systemtherapie in einer Hand hat sich durchgesetzt. 

Die nunmehrige Aufgabenstellung der Chirurgen, hierbei Abdominal-, Thorax- und plastische Chirurgen zusammengefasst, hat sich damit verändert. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sind zum einen die operative Behandlung von Fernmetastasen und Thoraxwandrezidiven, die plastischen Chirurgen bringen ihre Expertise in der rekonstruktiven Mammachirurgie ein. Letzteres wird auch von Gynäkologen praktiziert. 

Wie wird sich der Stellenwert der Chirurgie innerhalb des Konzeptes der Behandlung von Mammakarzinomen entwickeln? In jedem chirurgischen Fach gibt es Operateure, die auf einem sehr breiten Sektor auf sehr hohem Niveau vor allen Dingen auch ­unter dem Aspekt der Ergebnisqualität tätig sind. Allerdings kann niemand mehr in gleichem Umfang innovativ in dem Sinne tätig sein, dass er alle Fortentwicklungen nicht nur aufgreift, sondern auch aktiv mitgestaltet. Hierzu gehört auch, im interdis­ziplinären Behandlungskanon die Möglichkeit anderer Fächer zu erfassen, zum Beispiel in der Metastasenchirurgie die Indika­tionsstellung und die Ergebnisse interventioneller Möglichkeiten der Radiologen oder auch Gastroenterologen, wenn es um sonografisch gesteuerte Ablationen geht. Dies betrifft aber auch in gleicher Weise die chirurgischen Differenzialindikationen für die Mammarekonstruktion mit einem zunehmenden Methodenspektrum der plastischen Chirurgen. Diese ist inzwischen sehr umfangreich geworden und bedarf ganz besonderer Expertise. 

Interdisziplinarität wird zukünftig deshalb auch zunehmend nicht nur die verschiedenen multimodalen Therapieoptionen zu berücksichtigen haben, sondern auch die Anforderungen an chirurgische Interdisziplinarität erhöhen. 

Die Senologie wird dies ebenso zielgerichtet und konsequent in der Zukunft umsetzen, wie sie auch in der Vergangenheit die an sie gestellten Anforderungen bravourös erfüllt hat. 

Prof. Dr. med. W. Hohenberger

Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik · Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

Email: chir-direktion@uk-erlangen.de

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