Z Orthop Unfall 2011; 149(3): 344-345
DOI: 10.1055/s-0030-1271167
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erwiderung auf den Leserbrief von Georg Supp zur Arbeit D. Goebel und W. Schultz: Ambulante Physiotherapie in Orthopädie und Unfallchirurgie: Kann der Erfolg überhaupt beurteilt werden? Z Orthop Unfall 2011; 149: 17–21

Letter to the Article of D. Goebel and W. Schultz: Physiotherapeutic Interventions on an Outpatient Basis for Orthopaedic and Trauma Surgery: Can Success be Recorded?D. Goebel1
  • 1Orthopädische Praxisklinik, Donaueschingen
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Publication Date:
17 June 2011 (online)

Es freut uns und wir bedanken uns für die positive Rückmeldung zu unserer Arbeit und die Bestätigung, dass wir ein sehr aktuelles und wichtiges Thema im Sinne der Patientenversorgung aufgreifen konnten. Anderen Teilen des Leserbriefs kann allerdings nicht unkommentiert zugestimmt werden. Die von Herrn Supp im Abschnitt „Grundlegendes“ freundlicherweise zitierten internationalen Publikationen zum Thema: „… dass Patienten ständig mehr passive Therapien wollen …“ sind sicher wichtige Artikel, aber erkennbar an den in der Einleitung unserer Arbeit gestellten Fragen gar nicht themenrelevant. Im Abschnitt „Übertragbarkeit“ ist Herrn Supp im Rahmen des Lesens leider der 1. Satz der Methodik entgangen („… mit überregionalem Einzugsgebiet …“), andernfalls würde er nicht versuchen, die Ergebnisse auf die Region um Donaueschingen zu begrenzen. Seine Nachfrage nach der Anzahl der behandelnden Physiotherapeuten erscheint sicherlich sinnvoll, bei differenzierter Betrachtung und im Sinne einer zukünftig besseren Kooperation aber kontraproduktiv, weil für korrekte Aussagen eine Nachfrage bei den Praxisbesitzern nötig gewesen wäre und dann: 1) in Einzelpraxen dieser Therapeut bzw. in großen Mehrbehandlerpraxen einzelne Therapeuten gegenüber ihrem Chef unnötig „geoutet“ werden, 2) in großen Praxen evtl. Patiententermine durch einen Therapeutenwechsel realisiert werden, falls z. B. der Erstbehandler krank wird oder der Patient besondere Termine wünscht. Somit wären mehrere Therapeuten bei 1 Patient involviert. Beide Probleme hätten bei einer 100 %-Rückmeldungsquote an kompetenten Therapieberichten vermieden werden können, da die Unterschrift den Behandler ausweisen würde und unter dem Punkt „Besonderheiten“ ein Therapeutenwechsel vermerkt werden könnte. Die Vorschläge, die Herr Supp zur Lösung unserer Fragestellung macht, sind sicherlich gut und gerne stimmen wir diesen zu, hatten wir doch ähnliche Vorstellungen! Es sei der Einfachheit halber Herr Supp selbst zitiert: „Zuverlässig und ordentlich verfasste Berichte der Therapeuten …“. Dies war leider nicht der Fall, was nicht den Autoren oder der Studienqualität anzulasten ist, wie es impliziert wird.

Zusätzlich würde es der Physiotherapie sicher nicht gerecht werden, diese nur auf chronische Erkrankungen zu beschränken, wie von Herrn Supp vorgeschlagen. Gerade in Orthopädie und Unfallchirurgie stellt sowohl die Nachbehandlung von Operationen als auch die Behandlung akuter Probleme zur Vermeidung von Operationen – z. B. akute Wurzelreizung bei Bandscheibenvorfällen – einen integralen Bestandteil der Physiotherapie dar. Dieser sollte in einer suffizienten Beurteilung der Qualität physiotherapeutischer Leistungen nicht fehlen! Was den Autoren nicht entgangen ist, sind die Gesundheitssysteme anderer Länder, und sicher wäre es erfreulich „deutsche Physiotherapie“ mit der anderer Länder zu vergleichen. Allein die Datenlage ließ dies nicht zu, sodass die Kritik von Herrn Supp auch diesbezüglich unberechtigt ist.

Einig sind sich die Autoren mit Herrn Supp, dass die „fehlende Kooperation … enorme Risiken für die anvertrauten Patienten …“ birgt. Es sei Herr Supp in einem dem Autor vorliegenden Kommentar zitiert: „Die Ergebnisse des Projekts sind furchtbar und mehr als peinlich für die involvierten Physiotherapeuten. In 87,5 % der Fälle verstoßen diese gegen die Rahmenverträge mit den gesetzlichen Krankenkassen und verhindern mit dem völligen Ignorieren der erwünschten Rückmeldung den so wichtigen fachlichen Austausch mit dem verordnenden Arzt.“ Dieses Ergebnis, was sich bei Entwurf der Studie nicht absehen ließ, ist im Rahmen eines kritischen wissenschaftlichen Arbeitens so zu akzeptieren und zu kommentieren. Es kann und führt in unserer Arbeit nicht zu dem Schluss, Physiotherapie als Behandlungsmethode zu be- oder gar zu verurteilen. Vielmehr wird von Autorenseite ein diskutabler Lösungsvorschlag gemacht. Für Krankenhaus und ambulant tätige Ärzte ist es im Sinne ihrer Patienten selbstverständlich, dem weiterbehandelnden Kollegen einen Brief als Befundbericht und Therapievorschlag zur Verfügung zu stellen. Physiotherapeuten sollten daher die Rückmeldung an den Arzt als Wertschätzung ihrer Arbeit verstehen und als Basis für eine Beurteilung ihrer Qualität. In diesem Sinne hoffen wir, durch unsere praxisrelevante Arbeit an einem sensiblen Thema die Basis für bessere Kooperation letztlich für die uns anvertrauten Patienten geschaffen zu haben.

Dr. med. Dietmar Göbel, Orthopäde und Rheumatologe, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Arzt für Physikalische Therapie, Chirotherapie und Sportmedizin

Orthopädische Praxisklinik

Karlstraße 10

78166 Donaueschingen

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