Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(1): 25-27
DOI: 10.1055/s-0030-1270434
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Probleme in der Praxis der sozialmedizinischen Beurteilung von Anträgen auf psychosomatische Rehabilitation

Practice Problems in Disability Assessment of Applications for Psychosomatic RehabilitationR. Legner1
  • 1Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd, Landshut
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Februar 2011 (online)

Zusammenfassung

Von der Deutschen Rentenversicherung wurden 2008 etwa 1, 1 Mio. ambulante und stationäre Leistungen der medizinischen Rehabilitation (bei etwa 1, 6 Mio. Anträgen) durchgeführt. Die „Bewilligungsquote” lag im Durchschnitt bei ca. 70% (Schwankungsbreite 60–86 %). Ein Großteil der Ablehnungen erfolgte mit der Begründung, dass eine ambulante kassenärztliche bzw. kassenpsychotherapeutische Behandlung ausreiche. Häufig wurde vom behandelnden Arzt die Notwendigkeit einer stationären psychosomatischen Reha damit begründet, dass eine ambulante Psychotherapie wegen zu langer Wartezeiten oder fehlender Therapiemöglichkeiten nicht angeboten werden könne. Hier wird die Frage diskutiert, ob sich die Notwendigkeit einer stationären psychosomatischen Reha mit dem Fehlen ambulanter psychotherapeutischer Möglichkeiten ausreichend begründen lässt und ob durch ein entsprechendes Bewilligungsverhalten der Rentenversicherung regional vorhandene Versorgungsdefizite überdeckt werden. Erforderlich ist es, die Beurteilungsgrundlage für den sozialmedizinischen Dienst zu verbessern (Begutachtungen, Telefonkontakte zu den behandelnden Ärzten usw.). Wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie bzw. ob sich die Ablehnung eines Antrags auf die weitere Therapie und den weiteren Verlauf der Erkrankung, auf weitere Arbeitsunfähigkeitszeiten oder auf die Zuerkennung einer Erwerbsminderungsrente auswirkt, wären wünschenswert.

Abstract

In 2008 the German statutory pension insurance handled about 1 600 000 applications for medical rehabilitation. The overall approval rate was 70%, with a range between 60 and 86% in regional pension insurances. The majority of applications were refused on the ground that ambulatory medical or psychotherapeutic treatment was sufficient. Physicians frequently argued that ambulatory psychotherapy was unavailable due to long waiting lists or lack of psychotherapists. The problem whether shortcomings in ambulatory care can constitute sufficient reason to affirm a need for inpatient rehabilitation is discussed. It is necessary to improve the basis for needs assessment by the medical services (e. g. personal assessment, contacting family doctors). A survey of the further development (e. g. course of disease, disability days, and early retirement) of insurees whose applications for rehabilitation were rejected is recommended.

Literatur

  • 1 Deutsche Rentenversicherung Bund .Reha-Report 2010. Berlin: Deutsche Rentenversicherung Bund; 2010
  • 2 Kedzia S, Heuer J, Gebauer E. ArentA – Erwerbsminderungsrente abgelehnt! Was wird aus den Antragstellern? Eine Analyse der gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Entwicklung von Antragstellern zwei Jahre nach Ablehnung des EM-Rentenantrages.  In: Deutsche Rentenversicherung Bund, Hrsg. Tagungsband, „Qualität in der Rehabilitation – Management, Praxis, Forschung”, 19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, 8. bis 10. März 2010 in Leipzig. DRV-Schriften 2010;  (88) 322-323

Korrespondenzadresse

Dr. Reinhard Legner

Deutsche Rentenversicherung

Bayern Süd

Abteilung Sozialmedizin

Am Alten Viehmarkt 2

84028 Landshut

eMail: sozialmedizin-la@drv-bayernsued.de