Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2010; 20(6): 295
DOI: 10.1055/s-0030-1270256
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Gleichartige Zunahme des Bewegungsumfangs endoprothetisch versorgter Kniegelenke nach Anwendung unterschiedlicher Dehntechniken

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Publication Date:
10 December 2010 (online)

 

Referat zur Arbeit von Tiffany Chow PY, Ng GYF. Active, passive and proprioceptive neuromuscular facilitation stretching are comparable in improving the knee flexion range in people with total knee replacement: a randomized trial. Clinical Rehabilitation 2010; 24, 911-918

In Hongkong wurde in einer randomisierten Studie der Effekt unterschiedlicher Dehntechniken auf die Verbesserung der Kniebeugung nach endoprothetischenmGelenkersatz untersucht.

117 Patienten erfüllten folgende Einschlusskriterien: endoprothetischer Knie-gelenksersatz wegen Gonarthrose bei Body-Mass-Index von maximal 30, präoperative passive Kniebeugung > 80°, intraoperative passive Kniebeugung > 90°, und post-operative passive Kniebeugung < 110°. Diese Patienten wurden zufällig einer von 3 Gruppen zugeteilt. In Gruppe 1 wurde eine aktive Dehnung der Kniestreckmuskulatur durchgeführt, während in Gruppe 2 die Dehnung passiv mithilfe von Lagerung und Nutzung der Schwerkraft erfolgte. In Gruppe 3 wurde eine postisometrische Dehntechnik durch einen Physiotherapeuten eingesetzt. Die Dehnungsbehandlung wurde an 5 Tagen / Woche über 2 Wochen durchgeführt. Zusätzlich absolvierten alle Patienten ein Programm mit Übungen zur Kniemobilsierung, Muskelkräftigung, Förderung von Gleichgewicht, Transfer und Mobilität. Unmittelbar nach der Dehnungstherapie wurde am betroffenen Kniegelenk 15 Minuten lang eine Eispackung zur Schmerzdämpfung appliziert.

Das Ausmaß der aktiven und passiven Kniebeugung nach der ersten Therapie und nach der letzten Therapie diente als Ergebnisparameter. Der Kniegelenksumfang, die Schmerzintensität an einer numerischen Schmerzskala und die Anzahl der Tage, an denen Analgetika eingemommen wurden, wurden als Kontrollparameter erfasst.

100 Patienten absolvierten die Behandlung. Sieben Patienten in Gruppe 1, 4 Personen in Gruppe 2 und 6 Studienteilnehmer in Gruppe 3 schlossen die Behandlung nicht ab. Der Grund bei 7 Patienten (1 in Gruppe 1 und jeweils 3 in Gruppe 2 und 3) war eine Norovirus-Erkrankung. Drei Patienten (2 in Gruppe 1 und 1 in Gruppe 2) waren nicht imstande, die Übungen korrekt durchzuführen und 3 Personen (1 in Gruppe 1 und 2 in Gruppe 3) wurden vorzeitig entlassen. Drei Patienten in Gruppe 1 brachen die Therapie wegen Wundkomplikationen ab und 1 Patient der Gruppe 3 entwickelte postoperativ eine tiefe Venenthrombose.

Am Ende der Therapie hatte sich die aktive Kniebeugung in Gruppe 1 um 19,9°, in Gruppe 2 um 25,3° und in Gruppe 3 um 22,5° vermehrt. Die Zunahme der Beugefähigkeit nach der ersten Behandlung betrug 8,6% nach aktiver Dehnung, 11,4 % nach passiver Dehnung und 10,6 % nach postisometrischer Relaxation. Zwischen den Gruppen fanden sich weder für die passive noch für die aktive Kniebeugung signifikante Unterschiede.

Die Autoren weisen darauf hin, dass alle Dehntechniken zu ähnlichen Verbesserungen der Kniebeugefähigkeit führen. Aufgrund der Einfachheit und der geringen Belästigung für die Patienten empfehlen sie jedoch die passive Dehnung für Patienten nach Knieendoprothese.

K. Ammer, Wien, Österreich

Literatur

  • 01 Lowe CJM , Barker K L, Dewey M , Sackley C M. Effectiveness of physiotherapy exercise after knee arthroplasty for osteoarthritis: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials.  BMJ.. 2007;  335 (7624) 812
  • 02 Harvey L A, Brosseau L , Herbert R D. Continuous passive motion following total knee arthroplasty in people with arthritis.  Cochrane Database of Systematic Reviews 2010;  Issue 3 Art. No.: CD004260