Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - FV16
DOI: 10.1055/s-0030-1269954

Tiefe sternale Wundinfektion nach Koronarbypass-Operation und Deckung mittels gestieltem M. latissimus dorsi Lappen

A Schönherr 2, A Vesper 1, M Micek 3, W Janni 2, C Nestle-Krämling 1
  • 1Sana Kliniken Düsseldorf GmbH, Krankenhaus, Gerresheim, Klinik für Senologie
  • 2Universitätsklinikum Düsseldorf der Heinrich-Heine-Universität, Frauenklinik, Düsseldorf
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf der Heinrich-Heine-Universität, Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie, Düsseldorf

Einleitung: Die tiefe sternale Wundinfektion nach kardio- oder thoraxchirurgischen Eingriffen ist selten und schwierig zu therapieren. Diese Komplikation tritt mit einer Inzidenz von bis zu 1,8% auf. Risiken zur Entwicklung einer tiefen sternalen Wundinfektion sind Übergewicht, Diabetes, Z.n. Myokardinfarkt, COPD sowie Art und Dauer des kardiochirurgischen Eingriffs. Die Mortalitätsrate liegt bei 14,2%. Auch die Ein- und Fünf-Jahres-Überlebensrate ist nach tiefer sternaler Wundinfektion signifikant reduziert. Ist ein primärer Verschluss der Thoraxwand nicht mehr möglich, werden übergangsweise nach ausgedehntem Debridement Vakuumverbände eingesetzt, bis plastisch-chirurgische Lappentechniken zur endgültigen Defektdeckung angewendet werden können. Kasuistik/Verlauf: Wir berichten über eine Patientin mit einer 3-Gefäß-KHK, die wegen eines Myokardinfarktes bei hypertensiver Entgleisung und Lungenödem eine Bypass-Operation erhielt. Als Nebendiagnosen fanden sich ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus Typ II, Adipositas sowie eine COPD. Postoperativ erfolgte zweimal eine Revision, wegen Blutungen aus dem rechten Ventrikel bei Z.n. Myokardrevaskularisation, sowie wegen einer Bypassarrosion. Es zeigte sich das Bild einer tiefen sternalen Wundinfektion mit Abszedierung, die eine komplette Sternumresektion mit einem 20×30cm großen zentralen Thoraxwanddefekt zur Folge hatte. Nach mehrfachem Wunddebridement, sowie Anlage eines Vakuum-Verbandes konnte bei Vorliegen sauberer Wundverhältnisse die plastische Deckung des Defekts mittels gestieltem Latissimus-Lappen durchgeführt werden. Postoperativ zeigten sich bis auf eine lokal begrenzte Wundheilungsstörung (sekundär zugranulierender Fistelgang) ein unproblematischer Verlauf. Diskussion: Auch die Patientin in diesem Fall wies das typische Risikoprofil für eine tiefe sternale Wundinfektion auf. Wie hier dargestellt, zeigen auch Studien, dass der Latissimus-dorsi-Lappen mit oder ohne Netzunterstützung zu einer Defektdeckung im Bereich der ventralen Thoraxwand gut geeignet ist. In der Regel ist postoperativ eine Stabilität der Thoraxwand gewährleistet, eine respiratorische Insuffizienz wird, wie auch bei unserer Patientin, nicht beobachtet. Alternative Rekonstruktionen, in Abhängigkeit von Größe und Lage des Defekts, können durch gestielte oder freie Lappen des M. pectoralis major oder des M. rectus abdominis erfolgen.