Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - FV3
DOI: 10.1055/s-0030-1269941

Vaginale Hysterektomie und bilaterale Adnexektomie in interdisziplinärem Konzept bei Female-to-Male (FtM) Transsexualismus

C Kaiser 1, I Stoll 1, B Ataseven 1, S Morath 1, J Schaff 1, W Eiermann 1
  • 1Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik, München

Hintergrund: FtM Transformationsoperationen erfordern die interdisziplinäre Zusammenarbeit von plastisch-rekonstruktiven Chirurgen und Gynäkologen. Zum operativen Zugangsweg der Hysterektomie und bilateralen Adnexektomie bei FtM Transsexuellen existieren nur wenige homogene Daten und standardisierte Empfehlungen. Patienten und Methodik: In der Frauenklinik des Rotkreuzklinikums München wurden von 2006–2009 in interdisziplinärem Konzept von Plastischen Chirurgen und Gynäkologen insgesamt 106 FtM Transsexuelle hysterektomiert und bilateral adnexektomiert. Zunächst erfolgte die totale Kolpektomie durch die Plastischen Chirurgen, anschließend wurde durch die Gynäkologen die vaginale Hysterektomie mit beidseitiger vaginaler Adnexektomie durchgeführt. Simultan mastektomierten die Plastischen Chirurgen die FtM Patienten subkutan beidseits und bereiteten das Kolpektomiepräparat für die Harnröhrenpräformation vor. Im nächsten operativen Schritt wurde durch die Plastischen Chirurgen der Scheidenverschluss und die Harnröhrenpräformation vorgenommen. Ergebnisse: In 103 von 106 Fällen (97,2%) konnten die Hysterektomie und bilaterale Adnexektomie über den vaginalen Zugangsweg durchgeführt werden. Insgesamt ergab sich eine Komplikationsrate von 5,7%. Die Operationsdauer der vaginalen Hysterektomie und bilateralen Adnexektomie betrug im Mittel 52 Minuten. Diskussion und Schlussfolgerung: Grundsätzlich kommen als operative Zugangswege für die Hysterektomie und bilaterale Adnexektomie bei FtM Transsexuellen ein vaginales, abdominelles oder laparoskopisches Vorgehen in Frage. Ein Datenvergleich zeigt, dass die Komplikationsrate unserer vaginal hysterektomierten FtM Transsexuellen nicht höher liegt als die der aufgrund benigner Uteruserkrankungen vaginal hysterektomierten nicht transsexuellen Patientinnen. Die vaginale Hysterektomie ist eine valide Option der Hysterektomie im transsexuellen Patientengut bei entsprechender vaginal-operativer Erfahrung. Sie bringt für den Patienten Vorteile im Vergleich zu abdominellen und laparoskopischen Hysterektomieverfahren hinsichtlich verminderter Narbenbildung und Unversehrtheit des Rektusmuskels sowie der inferioren epigastrischen Gefäße als wichtige Voraussetzung für die Phalloplastik, Reduktion postoperativer Schmerzen und Wundheilungsstörungen. Dieses operative Setting zeigt den Vorteil, dass die subkutane beidseitige Mastektomie und die Vorbereitung des Kolpektomiepräparats für die Harnröhrenpräformation simultan erfolgen, was eine Verkürzung der Operationsdauer und des stationären Krankenhausaufenthalts sowie Kosteneffizienz impliziert. Die Problematik der verhältnismäßigen Enge des Operationsfeldes wird durch die vorangehende Kolpektomie relativiert bzw. gelöst. Aufgrund dieser Erkenntnisse halten wir die vaginale Hysterektomie mit vaginaler bilateraler Adnexektomie nach erfolgter totaler Kolpektomie in der transsexuellen Transformationschirurgie für die operative Methode der Wahl.