Die Infektion mit Hepatitis E Virus (HEV) kommt in Zentraleuropa nicht nur als importierte Infektion durch Reisende in Endemiegebiete vor, sondern ist in Deutschland auch als autochthone hier erworbene Infektionskrankheit anzusehen. Wildschweine und Tiere aus landwirtschaftlicher Haltung werden als Erregerreservoir angesehen. Da an diese Erreger im klinischen Setting nur selten gedacht wird, werden sie oft als akute Form der Hepatitis unbekannter Ätiologie diagnostiziert. Um die Bedeutung dieser Erkrankung für die Diagnose der akuten Hepatitis und mögliche besondere histologische Merkmale zu bestimmen, haben wir Leberbiopsien aus unserem Archiv, die histologisch und molekulargenetisch eine akute Hepatitis aus klinisch unbekannter Ätiologie vorweisen, auf das Vorliegen von Hepatitis E untersucht. RNA wurde aus Paraffinmaterial von 221 Leberbiopsien isoliert und mit HEV-spezifischen Primern durch eine RT-PCR analysiert. Zur möglichen Bestimmung spezifischer histologischer Merkmale wurde der Gruppe mit positiver HEV-Reaktion ein Kollektiv gegenüber gestellt und entsprechende histologische Merkmale verglichen.
Insgesamt ergaben sich aus den 221 Biopsien 7 HEV-positive, die durch Sequenzierung dem Subtyp 3 zugeordnet werden konnten. Im Vergleich zur HEV negativen Kontrollgruppe wiesen die Patienten mit HEV Infektion einen deutlich höheren Aktivitätsscore mit Cholestase und Nekrosen in Form konfluierender Nekrosen, einschließlich der Zone 3, auf. Weiterhin zeigte sich eine Cholangitis, die jedoch nicht zur Zerstörung der Gallengänge führte.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in Deutschland bei Fällen von klinisch ungeklärter Ursache HEV als autochthone, nicht importierte akute Hepatitis eine Rolle spielt. Das Virus lässt sich eindeutig im Lebergewebe nachweisen und in der Regel als Typ 3 identifizieren. Die akute Hepatitis E zeigt am Lebergewebe ein massives nekro-inflammatorisches Bild mit konfluierenden Nekrosen und deutlicher Cholestase.
Nachweis von HEV im Lebergewebe - akute Hepatitis